14.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Überzeugte bei ihrem Debut: Mezzosopranistin Claudia OddoFoto: Hans-Werner Büscher

Mit stehenden
Ovationen gefeiert

Claudia Oddo brillierte bei Konzert-Debüt

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Wenn die Konsulin von Italien, Dottoressa Maria Adelaide Frabotta zum Konzert einlädt, lassen sich ihre in Deutschland lebenden Landsleute nicht lange bitten. Somit konnte die Mezzosopranistin Claudia Oddo bei ihrem Bielefelder Debüt-Konzert im Kleinen Saal der Oetkerhalle vor gefüllten Stuhlreihen einen fulminanten Erfolg feiern.

Das festlich gestimmte Publikum empfing die gebürtige Bielefelderin so herzlich wie eine große Familie, die ihr Kind nach langer Abwesenheit wieder in ihre Reihen aufnimmt und bestaunt, was aus dem Spross, der im angestammten Heimatland Italien eine fundierte Gesangsausbildung durchlaufen hat, geworden ist. Sie dürften zufrieden sein mit dem Ergebnis, denn die Vorzüge von Claudia Oddo sind unüberhör- und sehbar.
Mit einer an die Callas erinnernden Hochsteckfrisur und gewandet in ein atemberaubendes weißes Glitzerkleid macht die junge Sängerin auf der Bühne eine einnehmend gute Figur. Ein bisschen theatralisch stützt sie sich mit einer Hand an dem schwarzen Steinway ab, sammelt sich und signalisiert ihrem Pianisten Peter Meiser mit einem leichten Kopfnicken, dass sie bereit ist, ihren kraftvollen Mezzosopran verschwenderisch leuchten zu lassen.
Der erste Programmteil mit Kunstliedern der Romantik wirkt noch ein wenig pflichtschuldig nach dem Motto: Seht her, auch in dieser Gattung fühle ich mich wohl, habe ich etwas zu sagen. In der Tat: Die getriebene Unruhe in Schuberts Goethevertonung »Gretchen am Spinnrad« trifft Claudia Oddo mit ebensolchem Gespür und Klangschmelz wie den Kern der hochpoetischen Schumannschen Charakterstücke. Innige und tragische Stimmungen unterstreicht die Sängerin dabei stets mit gestenreichem Vortrag - ein Umstand, der wohl ihrem italienischen Temperament und einer Affinität zur Opernbühne geschuldet ist. Dabei reichen Ausdruckskraft und Beweglichkeit ihres warm-kolorierten Mezzos allemal, die Intimität und Empfindsamkeit der Lieder vollends herüberzubringen.
Erst recht wohl fühlt sich Claudia Oddo in der gleichen Gattung italienischer Herkunft. Bei Pergolesi, Rossini und Bellini blüht sie förmlich auf, kann ihr Temperament und ihre unbändige stimmliche Strahlkraft voll entfalten. Mal feurig, trotzig, hoch furios, mal keck. Tostis »Sogno« bietet ihr aber auch Gelegenheit, innig zarten Klangschmelz kontrolliert zum Einsatz zu bringen und zu rühren.
Nach der Pause sah man die Diva in schwarze Paletten gehüllt und mit offenem Haar wieder, um mit Opernarien von Gluck, Mozart und Donizetti ihr Publikum endgültig in ihren Bann zu ziehen. Von herzergreifend lyrisch (Orpheus) über dramatisch (Sesto) bis hin zur furiosen Gipfelstürmerin (Leonora) präsentierte sich die Sängerin, die damit an ihrem großen Stimmpotenzial und ihrer Wandlungsfähigkeit keinerlei Zweifel ließ und vom Publikum mit stehenden Ovationen gefeiert wurde. Dass ihr umsichtig und einfühlsam begleitender Pianist Peter Meiser dabei ein wenig in den Schatten geriet, ist in Anbetracht der einnehmenden Präsenz von Claudia Oddo nur verständlich.

Artikel vom 14.12.2006