13.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Die Einsamkeit war die
schlimmste Empfindung«

30 Jahre nach der Entführung: Richard Oetker bei »Kerner«


Hamburg/Bielefeld (WB). 30 Jahre nach seiner Entführung hat Richard Oetker (55) gestern Abend in der ZDF-Talkshow »Johannes B. Kerner« die Einsamkeit und Ungewissheit als die schlimmsten Empfindungen während seines zweitägigen Martyriums bezeichnet. »Wenn Sie in einer kleinen Kiste eingesperrt und ganz alleine sind, dann haben Sie Spielraum für viele Fantasien und entwickeln auch Ängste«, sagte Oetker. Dennoch sei er heute mit der Sache ziemlich im Reinen. Wenn jedoch ein Jahrestag nahe - Richard Oetker wurde am 14. Dezember 1976 von dem Automechaniker Dieter Zlof entführt - »dann geht einem das noch mal ganz besonders durch den Kopf«.
Die Entführung habe sein Leben natürlich verändert, sagte Oetker, allein durch die körperlichen Probleme. Er könne nicht mehr sehr weit laufen und nicht lange stehen: »Aber ich war früher ein sehr fröhlicher Mensch und sehr optimistisch und ich bin es Gott sei Dank jetzt auch noch.« Ihm fehle aber heute »hier und da die Sensibilität für Konfliktpotential«. Dinge, die andere Menschen belasteten oder die Streit auslösten, könne er oft nicht recht nachvollziehen: »Aber das geht einem wahrscheinlich nur deshalb so, weil man halt schon Schlimmeres erlebt hat im Leben.«
Richard Oetker setzt sich mit großem Engagement für den Opferschutzverein »Weißer Ring« ein. »Opfer bleibt man immer«, bekräftigte er gestern. Wer Opfer einer Straftat geworden und dabei verletzt worden sei, werde immer wieder durch irgendwelche Gegebenheiten an das schreckliche Schicksal erinnert.
In der Talkshow, die gestern am frühen Abend in Hamburg aufgezeichnet und um 22.45 Uhr gesendet wurde, waren der TV-Koch Tim Mälzer, der Comedian Michael Mittermeier und Ralf Diekmann vom TÜV Rheinland die weiteren Gäste Johannes B. Kerners.

Artikel vom 13.12.2006