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»Wunderschön, wieder
zu Hause zu sein«

Richard Panzner (77) singt im Musical »She loves me«

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Es ist wunderschön, wieder zu Hause zu sein.« So lautet ein Satz, den Herr Maraczek, Inhaber einer Parfümerie im Budapest der 1930er Jahre, im Musical »She loves me« sagen muss. Der Tenor Richard Panzner (77) singt und spielt den Maraczek und diesen Satz spricht er aus übervollem Herzen.

Panzner war 41 Jahre, von 1953 bis 1994, fest am Bielefelder Theater engagiert, Ruhestand gab es für ihn aber nicht, als er 65 war. »Im ersten Jahr nach meiner Verabschiedung habe ist 84 Vorstellungen an drei verschiedenen Theatern gesungen,« lacht er. Und so ist es weiter gegangen: Zuletzt stand er als »Frosch« in »Die Fledermaus« in Karlsruhe und in Wiesbaden auf der Bühne. Sein Wohnsitz war immer Bielefeld und er freut sich, als Gast in »She loves me« (Premiere: 16. Dezember im Stadttheater) verpflichtet worden zu sein: »Es ist wunderschön, wieder zu Hause zu sein - und das empfinde ich auch so.«
Er habe sich nie um eine Rolle beworben, sei immer angefragt worden - so auch jetzt. Mit Regisseurin Iris Limbarth habe er bereits mehrfach zusammen gearbeitet. Schön sei es auch, wieder gemeinsam mit Kollegin Monika Mayer auf der Bühne zu stehen. Richard Panzner: »Wir waren schließlich 30 Jahre lang Bühnenpartner.«
In welcher Oper, Operette, Musical er am häufigsten aufgetreten sei - Richard Panzner weiß es nicht sicher: acht Inszenierungen der »Salome« hat er erlebt, alle Lortzing-Opern gesungen, die klassischen Wiener Operetten sowieso und trotzdem - eine, wie er sagt, »Überspannung« vor jedem Auftritt sei immer noch da.
»She loves me« ist eine deutsche Erstaufführung. Panzner schätzt Inszenierungen, die stimmig sind, nicht »verstümmelt« wurden und in denen die Besetzung passt. So wie jetzt: »Die fünf Wochen Probenarbeit haben uns zusammen geschweißt.« Dass er an den Weihnachtstagen und Silvester auf der Bühne stehen muss, mache ihm nichts aus: »Das bin ich gewohnt, das gehört dazu.« Und er erinnert sich: »Wie oft bin ich nach einem Silvesterauftritt noch in Maske losgefahren, um Mitternacht in Bielefeld sein zu können. . .«
Ihm sei es immer wichtig gewesen, niemanden in einer Rolle zu kopieren, die eigene Person einzubringen. Auch deshalb hat er sich die beiden Filme, die auf »She loves me« zurück gehen - Rendezvous unterm Ladentisch« von Ernst Lubitsch und »E-mail für dich« mit Meg Ryan und Tom Hanks - nicht angeschaut. Richard Panzner: »Man muss eine Rolle für sich selbst umsetzen, sich nicht beeinflussen lassen.«
Den Begriff »sich zur Ruhe setzen« kennt Panzner immer noch nicht. Er sagt: »Aufhören? Nicht, solange ich verlockende Angebote bekommen. Es macht mir immer noch sehr viel Freude.«

Artikel vom 13.12.2006