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Anklage gegen
Schleuserbande

Prozess beginnt am 18. Dezember

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Paderborn (WB). Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat Anklage gegen vier mutmaßliche Mitglieder einer italienisch-rumänischen Schleuserbande erhoben.

Den Angeschuldigten wird vorgeworfen in 23 Fällen überwiegend Frauen aus Rumänien illegal nach Deutschland gebracht zu haben. Die Frauen wurden zu Hungerlöhnen in Eisdielen sowie als Reinigungs- und Haushaltshilfen beschäftigt. In einem Fall wurde auch ein Rumäne eingeschleust, der in mehreren Eisdielen Kühlanlagen warten musste.
Drei der vier Verdächtigen befinden sich seit dem 6. August in Untersuchungshaft. Sie waren in einem Rahmen einer bundesweiten Razzia in 55 Städten gefasst worden. Am 6. August waren 110 Eiscafes, Wohnunterkünften und Büros durchsucht worden. In Ostwestfalen-Lippe waren Eisdielen in Minden, Salzkotten und Rheda-Wiedenbrück betroffen.
Bei den in Haft sitzenden mutmaßlichen Tätern handelt sich um einen 47 Jahre Italiener sowie einen 41-jährigen Rumänen und eine 27 Jahre alte Rumänin. Sie müssen sich vor dem Landgericht Paderborn wegen gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Einschleusung verantworten. Als Kopf der Bande gilt der 47-Jährige.
Ein weiterer 47 Jahre alter Italiener, der vom 6. August bis 10. Oktober in Untersuchungshaft saß, muss sich wegen vier Taten verantworten. Die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Paderborn beginnt bereits am 18. Dezember.
Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann, Sprecher der Schwerpunktabteilung zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität der Staatsanwaltschaft Bielefeld, haben alle Angeklagten ein Geständnis abgelegt. Sie hätten sich gegenüber den Ermittlungsbehörden kooperativ gezeigt und somit zur schnellen Aufklärung der angeklagten Taten beigetragen, sagte Pollmann gestern dieser Zeitung.
Die Frauen wurden in Rumänien von der Mutter der 27-Jährigen angeworben und in erster Linie von ihrem angeklagten Landsmann im Auto illegal über die Grenze nach Deutschland gebracht. Hierfür soll der 41-Jährige ein Kopfgeld von 100 bis 150 Euro von den Arbeitgebern in Deutschland oder von seinen Fahrgästen kassiert haben.
Die illegalen Arbeitskräfte waren unter anderem in Eisdielen in Salzkotten, Minden, Rheda-Wiedenbrück, Geseke, Lippstadt, Werl Ennigerloh, Wertheim und Heppenheim eingesetzt worden. Im Zuge der Ermittlungen war auch ein Fall vom Verschaffen eines falschen amtlichen Ausweises aufgeklärt worden. Der 47-Jährige Hauptangeklagte soll der Rumänin eine falsche italienische Identitätskarte verkauft haben, um ihr den Aufenthalt in Deutschland zu sichern.

Artikel vom 13.12.2006