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Gerangel um
Kulturforum

Projekt in Münster vor dem Aus

Von Gregor Tholl
Münster (dpa). Es sollte ein »kultureller Leuchtturm« für Westfalen werden - nun steht das seit Jahren für Münster diskutierte Projekt »Kulturforum Westfalen« vor dem Aus.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) steigt voraussichtlich am Freitag aus dem Prestige-Projekt - eine Musikhalle samt Museum für Gegenwartskunst mitten in der 270 000-Einwohner-Stadt - aus, nachdem der LWL-Kulturausschuss dies in der vergangenen Woche empfohlen hatte. Der neue Kulturtempel sollte auf dem Hindenburg-Platz vor dem von der Universität genutzten Schloss entstehen. Am Neubau einer Musikhalle will man in Münster aber festhalten.
»Wir möchten den möglichen Ausstieg des LWL aus dem Kulturforum erst bewerten, wenn der Landschaftsverband den Beschluss auch wirklich gefasst hat«, sagt eine Sprecherin der Stadt mit Blick auf den noch ausstehenden Grundsatzbeschluss im Landschaftsausschuss des LWL-Parlaments. Doch es gilt als sicher, dass dessen Mitglieder der Kulturausschuss-Empfehlung folgen.
Statt auf den neuen »Leuchtturm« wird sich der LWL demnach in den kommenden Jahren auf den Umbau seines Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte am Münsteraner Domplatz konzentrieren, das vor allem für seine Sammlung mittelalterlicher und expressionistischer Kunst bekannt ist. Das Land NRW habe für den Umbau neun Millionen Euro in Aussicht gestellt, die Förderung einer neu zu bauenden Kunsthalle in Münster jedoch abgelehnt, sagt LWL-Direktor Wolfgang Kirsch (CDU). Den Eigenanteil von 27 Millionen Euro an dem Umbau will der LWL durch den Verkauf von Unternehmensanteilen aufbringen. Im LWL kooperieren 18 Kreise und neun Städte wie zum Beispiel Bielefeld, Hamm oder Münster. Er betreibt unter anderem 17 Museen und ebenso viele Krankenhäuser.
Der Ausstieg aus dem Kulturforum wird von den LWL-Kommunen mehr oder weniger bedauert. Da das Kulturforum die Stellung Münsters gestärkt hätte, war es einigen Kommunen nie recht. Hinter vorgehaltener Hand gibt es auch Kritik in Richtung Düsseldorf.
Im Jahr 2000 bot der damalige Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) der Stadt den im Landesbesitz befindlichen Hindenburg-Platz für den Bau eines »Kulturforums« an. Zwei zuvor eher getrennt verfolgte Ideen wurden zusammengefasst: Zum einen die für ein Museum für Gegenwartskunst, zum anderen die vor allem von engagierten Bürgern forcierte Idee eines eigenen Konzerthauses.
Das Konzerthaus jedenfalls wollen die Münsteraner trotz des wahrscheinlichen LWL-Ausstiegs alleine weiterverfolgen. Bis Ende 2007 sollen 18 Millionen Euro privat gesammelt werden. Gelingt dies, will die Stadt weitere zwölf Millionen Euro zuschießen.

Artikel vom 13.12.2006