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Spardenken ist den Aufgaben hinderlich


Zu den verschiedenen Berichten über die Neuorganisation der Polizei schreibt ein Leser:

Vor fast genau zwölf Jahren wurde mit sehr viel Lob die Polizei NW neu organisiert. Kernstück war damals u. a. die organisatorische Zusammenlegung der Schutz- und Kriminalpolizei. Besonders durch die örtlichen Kriminalkommissariate, die der Schutzpolizei parallel angegliedert waren, versprach man sich nicht zu Unrecht eine effektive gemeinsame wirkungsvolle Kriminalitätsbekämpfung.
Jetzt wird zurückgerudert; Schutz- und Kriminalpolizei werden wieder eigenständig und somit getrennt. Ob dies den Aufgaben der Polizei hilft, darf bezweifelt werden; allein das wieder aufkommende Spartendenken in Schutz- und Kriminalpolizei ist den gemeinsamen polizeilichen Aufgaben eher hinderlich.
Warum daneben noch die bewährte Organisation der Autobahnpolizei »zerschlagen« wird, kann ich nicht nachvollziehen. Autobahnkilometer W bis X gehört jetzt zum Polizeipräsidium Bielefeld, Autobahnkilometer Y bis Z z. B. zum Präsidium Dortmund, das verstehe wer will.
Durch die Reform kommt es zu einer gestrafften Führungsorganisation, was nicht unbedingt bürgernah ist. Sicherlich können durch diese Umstrukturierungen im Einzelfall tatsächlich einige Stellen frei werden, aber es werden dadurch ganz sicher keine zusätzliche Polizisten auf die Straße kommen. Der Personalabbau bei der Polizei geht inzwischen in den vierstelligen Bereich. Hierdurch kommt es in allen Bereichen der Polizei zu erheblichen Personalproblemen, d. h. frei werdende Beamte werden sofort an anderer Stelle wieder gebraucht.
Es liegt daher offensichtlich auf der Hand, dass diese Reform vor allem ein Ziel hat, die vermehrte polizeiliche Arbeit mit weniger Personal zu bewältigen. Dem Bürger wird das nicht dienen. Ich persönlich warte noch auf eine Reform, die vor allen mehr Fußstreifen auf die Straßen bringt, so dass ich abends und nachts ohne Angst durch die Bielefelder Innenstadt nach Hause gehen kann. Zur Zeit ist eins ganz sicher, mit oder ohne Reform, werde ich Opfer eines Straßenüberfalls, wird der Täter seelenruhig flüchten können, eine Fußstreife der Polizei hat er nicht zu befürchten, denn diese gibt es am späten Abend praktisch nicht.

MARTIN BREUER
Bielefeld

Artikel vom 14.12.2006