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Sichtbarkeit bedeutet
Sicherheit im Verkehr

Aktion von Polizei und Stadt für Senioren

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Die Polizei und die Stadt Bielefeld wollen Senioren im Straßenverkehr besser schützen. Gestern starteten sie deshalb die Aktion »Sicherheit durch Sichtbarkeit«.

Die Unfälle mit schweren Folgen in Bielefeld werden weniger - allerdings nicht bei den Senioren. Die Zahl der verunglückten älteren Menschen stieg 2005 um 25 Prozent, in diesem Jahr sind bereits zwei Senioren als Fußgänger auf Bielefelds Straßen ums Leben gekommen. »Die Hälfte der Unfälle passiert in der Dunkelheit«, erklärte zum Auftakt der Aktion Horst Lehmann vom Kommissariat Vorbeugung.
Wie schnell dies gehen kann, das hat Heinrich Boris vor drei Wochen selbst erfahren. »Ich habe bei Grün die Fußgängerampel an der Alfred-Bozi-Straße, Ecke Elsa-Brändström-Straße überquert. Ich sah noch den Wagen, der angefahren kam, dachte aber, dass der Fahrer mich sieht. Dann wurde ich schon auf das Auto geladen«, erzählte der 73-jährige.
Zum Glück erlitt er »nur« Prellungen. »Und das, obwohl ich mit meiner Schulter die Windschutzscheibe zertrümmert habe.« Eigentlich sei er mit seiner grünen Jacke nicht besonders dunkel gekleidet gewesen, sagte Boris, »aber aus Sicht des Autofahrers war es wohl doch zu dunkel«.
Was bei Kindern und Jugendliche inzwischen weit verbreitet sei - leuchtenden Elemente oder Reflektoren an Kleidung und Tornister - würden Senioren bislang kaum verwenden. »Bei einer Umfrage haben wir erfahren, dass ältere Menschen etwa eine Warnweste nicht akzeptieren«, so Horst Lehmann. Dabei sind Reflektoren äußerst wirksam. Schon auf eine Entfernung von 130 Metern ist ein damit ausgerüsteter Fußgänger für Autofahrer sichtbar - ohne reduziert sich diese Strecke auf 25 bis 30 Meter. Lehmann: »Bei einem Bremsweg von 27,50 Meter bei 50 km/h kann es dann knapp werden.«
Im August gab es einen Workshop mit Senioren, bei dem die verschiedensten Reflektoren auf Funktionalität und Aussehen überprüft wurden. »Nach diesen Erkenntnissen haben wir dann einen Musterkoffer zusammengestellt«, erläuterte Christiane Krumbholz vom städtischen Amt für Verkehr. Gut angekommen seien etwa so genannte reflektierende Klack-Bänder, die sich mit einem Handgriff an Arm oder Bein befestigen lassen.
Anfang kommenden Jahres werden Polizisten vom Kommissariat Vorbeugung in Senioreneinrichtungen über die »Sicherheit durch Sichtbarkeit« informieren. Horst Lehmann: »Außerdem werden wir zusammen mit der Freiwilligenagentur OWL Multiplikatoren ausbilden, die mit den Musterkoffern ausgerüstet zu Info-Veranstaltungen für Senioren gehen.«
Darüber hinaus werden bei der Aktion 1500 Reflektor-Bänder kostenlos zur Verfügung gestellt. Erhältlich sind sie bei den Polizeidienststellen der Bezirksbeamten, bei der Bürgerberatung im Neuen Rathaus und den Bezirksämtern.

Artikel vom 14.12.2006