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Segelschiff-Törn
war schönste Zeit

Berend Groeneveld im Erzählcafé

Brackwede (ho). Er hat viel von der Welt gesehen, Menschen und deren Schicksale kennen gelernt, hat geholfen, wo er konnte, und setzt sich dafür ein, dass die Kreuzkirche in Sennestadt, in der er seine erste Predigt gehalten hat, erhalten bleibt. Pfarrer Berend Groeneveld verstand es, im Brackweder Erzählcafé die Zuhörer lebendig und anschaulich an seinem Leben teilhaben zu lassen.
Unter dem Motto »Die Seelsorge an den Menschen ist mir ein großes Anliegen« schilderte der 81-Jährige seinen Lebensweg. Oder besser gesagt, Teile davon. Denn immer wieder gab es so viel Spannendes zu berichten, dass er das Publikum vertröstete. »Das ist eine andere Geschichte«, unterbrach er sich selbst, gab dennoch viele »Dönneken« zum Besten. Etwa, als er auf seinen Vornamen zu sprechen kam. »Das ist der Name meines Großvaters, mein Vater stammt aus Ostfriesland, und daher hat die Familie den Vornamen kurzerhand übernommen.« Geboren wurde Berend Groeneveld im Haus Rehoboth in Senne II, als Ältester von sieben Geschwistern. »An die ersten Jahre der Kindheit habe ich keine Erinnerungen. Nur soviel: Mein Vater, der das Aufnahmeheim für Fürsorgezöglinge leitete, legte Wert auf einen großen Speisesaal, in dem alle zusammen kamen, gemeinsam Andacht hielten, aßen und sangen.«
Und dieses Prinzip behielten die Eltern bei, als sie nach Preußisch-Oldendorf versetzt wurden und dort als Hauseltern ein Alten- und Pflegeheim auf einem uralten Bauernhof übernahmen. In dieser Zeit besuchte Berend Groeneveld die Volksschule, wechselte auf die städtische Mittelschule, ging dann auf die Aufbauschule in Lübbecke bis zur Versetzung des Vaters in die Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf. Berend Groeneveld besuchte dann das Aufbaugymnasium in Bethel.
Einen Tag nach seinem 18. Geburtstag wurde der junge Mann zum Arbeitsdienst einberufen, später wechselte er zur Kriegsmarine, »weil ich immer schon vorhatte, Handelsschiffsoffizier zu werden.« Nach der Grundausbildung folgte das erste Bordkommando auf der Dreimastbark »Albert Leo Schlageter«, einem wunderschönen Segelschulschiff, das heute noch unter portugiesischer Flagge fährt. »Die schönste Zeit meines Lebens«, schwärmt der 81-Jährige. Nach dem Krieg, aus dem er »ohne eine Schramme« aus belgischer Gefangenschaft zurückkehrte, war an Seefahrt nicht mehr zu denken. Berend Groenveld hatte das Glück, einen der seltenen und deshalb sehr begehrten Plätze im Förderkurs zur Erlangung des Abiturs zu ergattern, wollte Bauingenieur werden.
Mit dem Abi in der Tasche entschloss er sich aber, Pastor zu werden. 1955 legte er das zweite theologische Examen ab und bekam kurze Zeit später seine erste Pfarrstelle in Senne II zugewiesen. So erlebte er den Aufbau von Sennestadt hautnah mit, war dort 22 Jahre als Seelsorger tätig. Die Menschen hatten Vertrauen zu ihm. Später orientierte er sich noch einmal um, wirkte als Anstaltspfarrer in Eben-Ezer in Lemgo. 950 geistig behinderte Menschen und etwa 600 Mitarbeiter betreute er als Mitglied der Anstaltsleitung, war dort auch für die so genanten Familienpfleglinge verantwortlich. »Eine schöne Zeit, wir sollten das Evangelium dort anbieten, wo sonst niemand hingeht«. Nach der Pensionierung legte Berend Groeneveld die Hände keineswegs in den Schoß, war als Urlaubsseelsorger in ganz Deutschland unterwegs, »weil mir die Seelsorge an den Menschen ein großes Anliegen ist.«

Artikel vom 14.12.2006