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»Die Geschichte ist und bleibt weiter wackelig«

IHK-Hauptgeschäftsführer Niehoff zum Sennesee

Bielefeld (WB/MiS). Die Industrie- und Handelskammer Bielefeld (IHK) befürwortet die Realisierung des Sennesees, ihr Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff sieht aber »erhebliche Risiken und Nebenwirkungen«. »Die Geschichte ist und bleibt wackelig«, erklärte Niehoff gestern.

Letztlich könne der Untersee sogar der Gewinner des aktuellen Senneseestreits werden. Nach Einschätzung der IHK auch keine schlechte Lösung.
Weitere Planungsschritte für den Sennesee dürften nur dann vorgenommen werden, wenn eindeutige Zusagen von Investoren für die Erschließung und Vermarktung von Wohnbauflächen sowie zur Errichtung eines Hotels vorlägen. Auch müsse ein Unternehmen gefunden werden, das auf dem Gelände des künftigen Sees im Zuge des A 33-Lückenschlusses Sand abbauen wolle und durch dessen Verkauf zur Refinanzierung des Projekts beitrage.
Der im Finanzgutachten zum Bau des Sees bezifferte städtische Anteil von 4,6 Millionen Euro sei »für einen angeschlagenen städtischen Haushalt zwar keine Kleinigkeit«, so Niehoff, »aber eine akzeptable Größenordnung, wenn das Ganze wirklich ein Erfolg wird.« Das Gutachten gehe aber von »sehr optimistischen« Annahmen aus. Dazu gehöre, dass tatsächlich Sand für rund 4,8 Millionen Euro verkauft werden könne. Zudem müssten durch Wohnbebauung, Hotel und Bootshafen Wertsteigerungen zwischen 3,43 und 3,9 Millionen Euro erzielt werden - die Verkaufsbereitschaft der bisherigen Grundbesitzer vorausgesetzt. Das notwendige Planungsrecht müsse innerhalb von drei bis sechs Monaten geschaffen werden. Es bestehe die Gefahr, dass der See über die erste Baustufe von 19 Hektar nicht hinauskomme und dann als unvollendete, aber teure Freizeitidee zu den Akten gelegt werde. Niehoff: »Das muss verhindert werden.«
Sollte der Sennesee aufgrund der zahlreichen Hürden nicht verwirklicht werden können, müsse die Politik die Aufbruchstimmung für »mehr Wasser in Bielefeld« wieder auf die Planungen für den Untersee lenken. Hier gebe es geklärte Eigentumsverhältnisse und Planungsrecht sowie im Vergleich zum Sennesee »deutlich bessere städtebauliche Entwicklungschancen.«
Der Rat entscheidet am Donnerstag über einen gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen, Bürgergemeinschaft und FDP, die die Senneseeplanung über eine Projektentwicklungsgesellschaft voranbringen möchten. Die CDU lehnt die Seeplanung als »unkalkulierbares finanzielles Risiko« ab.

Artikel vom 13.12.2006