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Kruzifix und
Orgel bleiben
in der Senne

Trauer nach Verlust von St. Johannes

Von Peter Monke (Text und Fotos)
Senne (WB). Die Trauer über den Verlust »ihrer« St. Johanneskirche ist für die katholischen Christen im Senner Ortsteil Windflöte zehn Tage nach der letzten Heiligen Messe noch lange nicht verflogen. Vor den nun verschlossenen Türen findet Günther Bredenbals, ehemaliger Küster der Kirche, fast täglich ein brennendes Opferlicht - Ausdruck tiefer innerer Verbundenheit zum mittlerweile profanierten Kirchenbau.

Doch es gibt auch gute Nachrichten, die Mut für den Neubeginn machen: Zumindest zwei Bestandteile der St. Johanneskirche werden den Senner Christen aller Voraussicht nach erhalten bleiben - die Orgel soll eine neue Heimat in »Auferstehung Christi« finden, für das große Kruzifix ist ein Platz in der Seitenkapelle von St. Bartholomäus vorgesehen.
Das Museum Osthusschule interessiert sich darüber hinaus für das Taufbecken als Ausstellungsgegenstand, was Pfarrer Richard Hesse und große Teile der Gemeinde jedoch sehr skeptisch bewerten. Zunächst einmal sei das Taufbecken Teil eines Ensembles, zu dem auch der Altar, das Weihwasserbecken, Ambo und Sedilien gehörten. Dieses auseinanderzureißen, mache wenig Sinn.
Als sakraler Gegenstand sei das Taufbecken in einem Schulmuseum außerdem deplatziert. »Angedacht war, das Taufbecken auf dem Außengelände des Museums auszustellen, wo es sicher unter der Witterung, Moos und Grünspan leiden würde«, sagt Hesse. Zudem bestünde die Gefahr, dass die ehemalige Funktion des Taufbeckens hier in Vergessenheit gerate. »Für Gemeindemitglieder, deren Kinder über dem Becken getauft wurden, ist es einfach eine schlimme Vorstellung, dass andere Menschen dann aus Unkenntnis ihre Zigarettenkippen entsorgen oder Stiefmütterchen reinpflanzen, nur weil es schön aussieht.«
Eine Argumentation die Hans Schumacher, Ortsheimatpfleger in Senne und verantwortlich für das Museum Osthusschule, nicht nachvollziehen kann. »Meine Anfrage war der Versuch, ein Kunstwerk mit sakralem Hintergrund für die Bürger des Bielefelder Südens zu bewahren.« Künstler Prof. Heinz Hollenhorst aus Verl, der das Taufbecken schuf, habe sich für die Aufstellung am Museum ausgesprochen und versichert, dass das Kunstwerk aus massivem Kalk-Sandstein keinerlei Schaden tun würde. Zudem sei geplant gewesen, mit einer Bronzetafel auf die Geschichte des Exponats hinzuweisen. »Wenn Menschen durch die Aufstellung des Taufbeckens im Museum ihre religiösen Gefühle verletzt sehen, muss man das respektieren - ich wollte lediglich ein Stück der St. Johanneskirche bewahren, deren Abriss ich bedauere«, sagt Schumacher.
Entscheiden muss über die Verwendung letztlich das Erzbistum Paderborn. »Ich gehe aber davon aus, dass das komplette Ensemble eingelagert und bei Bedarf einer anderen Kirche zur Verfügung gestellt wird«, sagt Pfarrer Hesse.
Bei einem anderen Problem ist die Gemeinde dagegen schon ein großes Stück weiter: Um den nun längeren Weg zur Heiligen Messe auch jenen zu ermöglichen, die nicht mobil sind, hat der Kirchenvorstand einem Kirchenbus zugestimmt. Sonn- und feiertags soll dieser regelmäßig von der Windflöte zum Hochamt um 10.30 Uhr nach St. Bartholomäus fahren. Stationen sind neben dem Pfarrheim St. Johannes (10 Uhr) die Bushaltestelle Lippstädter Straße/Ecke Nelkenweg um 10.05 Uhr und die Bushaltestelle Vormbrock um 10.10 Uhr. Das Bezirksamt Senne erreicht der Bus um 10.15 Uhr.
»Am vergangenen Sonntag ist das Angebot mit 32 Fahrgästen bereits gut angenommen worden«, sagt Bredenbals. 17 Christen hätten zudem die 9-Uhr-Messe in »Auferstehung Christi« besucht. Zusammengerechnet seien das in etwa so viele Gottesdienstgänger wie zuletzt in der St. Johanneskirche, nur dass hier noch zusätzlich bis zu 40 Personen aus Friedrichsdorf hinzugekommen wären.
In beiden Kirchen sei die Aufnahme der »St. Johannes-Leute« dabei sehr herzlich gewesen. »Wie bei der letzten Heiligen Messe in unserer Kirche hat man gespürt, dass man uns nicht im Stich lassen will«, sagt Margret Bredenbals. Dabei hätten sich einige Gemeindemitglieder im Vorfeld Sorgen gemacht, für die Schließung der Kirche verantwortlich gemacht zu werden. »Wir haben befürchtet, dass es heißt, wir hätten nicht genug aufgepasst.«
Eine Sorge, die sich rückblickend als unbegründet erwies und den Gemeindemitgliedern spätestens bei der letzten Heiligen Messe in der St. Johanneskirche von Weihbischof Manfred Grothe genommen wurde. »Er hat viel Verständnis und die richtigen Worte für unsere Situation gefunden«, sagt Margret Bredenbals. »Besonders schön fand ich sein Versprechen, unsere Tränen mit nach Paderborn nehmen zu wollen.«

Artikel vom 13.12.2006