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Eine Beleidigung der vielen Stasi-Opfer

Wolf in russischen Zeitungen gewürdigt


Zu dem Beitrag »Markus Wolf war schlimmer als sein Ruf«:
Besser (weil gerechter) wäre es gewesen, der Meisterspion »Mischa« Markus Wolf wäre weniger friedlich hinter Gefängnismauern für immer eingeschlafen - dort, wo während seiner Amtszeit die Stasi-Opfer eingekerkert waren. Wolf, der mehr als eine halbe Million Menschen zu Verrat und Denunziation verführte und anstiftete, schaffte es sogar, den Stasi-Mann Günter Guillaume im Bonner Bundeskanzleramt unterzubringen, was zum Rücktritt Willy Brandts führte. Es ist ein Hohn, dass sich Wolf nach der Wende von 1989/90 noch bei Willy Brandt entschuldigte.
Über Jahrzehnte stuften sämtliche Bonner Regierungen die Stasi in Mitteldeutschland als verbrecherisch ein. Bei der von Altkanzler Helmut Kohl forcierten »schnellen Einheit um jeden Preis« hatte man das aber wohl vergessen. Die Prozesse gegen Markus Wolf und Genossen wie Egon Kreuz oder Stasi-Chef Erich Mielke, dem Wolf insgesamt 102 Auszeichnungen verdankte und einen Ehrendolch zum Abschied, waren letztlich nur eine Farce.
Inzwischen hatte DDR-Recht Vorrang vor BRD-Recht. Ja, Wolf stieg nach dem Ende des SED-Staates für einige Jahre sogar zum ständigen Talkshow-Stargast auf, und er und andere bekamen auch noch staatliche Rente zugesprochen. Wenn nun diese Behörde, wie geplant, mundtot gemacht werden soll, atmen zwar einige Prominente auf, es wäre aber eine Beleidigung der Opfer und nachträgliche Demütigung der 250 000 politisch Gefangenen, die unter dem DDR-Regime leiden mussten.
Zur Krönung kam aus Moskau die Nachricht, dass der Kreml in russischen Zeitungen den verstorbenen früheren DDR-Spionagechef in großer Aufmachung gewürdigt hat. Auch das belegt erneut, was wir von dem laut Gerhard Schröder angeblich »lupenreinen Demokraten« Wladimir Putin zu halten haben, der als KGB-Mann in Dresden mit Wolf damals schon gut bekannt war.
MARTIN BRÜCKNER33615 Bielefeld

Artikel vom 15.12.2006