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Zahnlos in die
zweite Liga

Mönchengladbachs Sinkflug hält an

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bochum (WB). Die Spuren des Bundesliga-Abstiegskampfes sollen nach Angaben von Trainer Jupp Heynckes auch in der »Kauleiste« seines Spielers Eugen Polanski zu besichtigen gewesen sein. Der Mönchengladbacher verlor beim 0:2 seiner Borussia beim Kellerduell in Bochum einen Zahn.

Ein Verlust mit symbolischem Charakter. Zahnlos in die zweite Liga, Borussia ohne Biss: Mit der zehnten Partie ohne Sieg setzte die Mannschaft ihren unaufhaltsamen Sinkflug fort. Termingerecht zur Winterpause hat es Gladbach noch vollbracht, einen Abstiegsplatz zu belegen, überholt jetzt auch vom verdienten Sieger VfL Bochum.
Damit verlor Borussia innerhalb von drei Monaten nicht nur sieben Spiele, sondern auch elf Plätze. Die Not ist groß, das Punktekonto klein. Drei Unentschieden sind der beklagenswerte Ertrag aus 15 Stunden Fußball, die anfängliche Heimstärke mit vier Erfolgen am Stück war wohl nur ein Irrtum.
Der 61 Jahre alte Heynckes wird nun den Gesetzen entsprechend in Frage gestellt. »Wenn man so eine Hinrunde spielt wie wir, steht der Trainer als Erster in der Verantwortung. Das weiß ich«, sagte der Fußball-Lehrer und wird die nächsten Tage in Erwartung von Konsequenzen verbringen: »Der Vorstand muss überlegen, was das beste ist.« Von Peter Pander gab es nach der Niederlage nur kalten Kaffee zur Situation des Trainers. Der Sportdirektor wollte glauben machen, dass alle Diskussionen wieder mal nur eine Medienerfindung sind: »Wir haben das Thema nicht angefasst, deswegen müssen wir es auch jetzt nicht eröffnen.«
»Er kann nichts dafür. Wir haben ihn im Stich gelassen«, schlug sich Oliver Kirch auf die Seite des Trainers. Dem früheren Verler war der Schreck über die Vorstellung der Mannschaft schon auf dem Platz in die Glieder gefahren: »Das war in der zweiten Halbzeit nichts mehr. Wir spielen einfach nicht gut genug Fußball.«
Hinzu kam persönliches Pech: Tobias Levels, 20 Jahre junger Nachwuchsverteidiger, leistete sich Sekunden vor der Pause jenen Schnitzer, der dem Bochumer Teofanis Gekas die Möglichkeit zum 1:0 eröffnete. »Er hat sich schon in der Halbzeit Selbstvorwürfe gemacht«, berichtete Heynckes. Der Unglücksrabe machte die bittere Erfahrung, dass in der Bundesliga ein Fehler genau ein Fehler zu viel sein kann: »Ich habe doch im ganzen Spiel nur einen einzigen Fehlpass gespielt - diesen.«
Weil außerdem der eingewechselte Stürmer Kahé seine Jokerrolle falsch interpretierte, war es fünf Minuten vor Abpfiff endgültig um Gladbach geschehen. Einen Freistoß von Misimovic köpfte der Brasilianer mustergültig und vorbildlich ins Tor. Zu dumm nur, dass es der eigene Kasten war.
Dass Bernd Thijs noch eine Platzwunde erlitt, mit Turban und Schwindelgefühlen weiter spielte, fügte sich nur ins schmerzliche Borussia-Bild. Ob Heynckes das alles noch haben muss? Gerüchte von Amtsmüdigkeit wies er energisch zurück: »Das ist Blödsinn.«

Artikel vom 18.12.2006