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Neuer Glanz und alter Rost

Die Schalker Vorrunden-Bilanz: Müller warnt vor Selbstzufriedenheit

Von Klaus Lükewille
Bielefeld (WB). Sie sprechen wieder. Und sie gewinnen weiter - auch wenn sie mal nicht so gut spielen. Mit dem glücklichen 1:0-Erfolg beim DSC Arminia Bielefeld geht der FC Schalke 04 als stolzer Tabellen-Zweiter in die Winterpause.
Feiertag: Trainer Mirko Slomka und Kevin Kuranyi.
Nur der Manager wollte nicht zu laut jubeln. »Wir dürfen nicht selbstzufrieden werden, das wäre sehr gefährlich«, stellte Andreas Müller fest, obwohl seine Rechnung sogar noch übertroffen worden ist.
Denn zwei Punkte pro Partie standen vor dem ersten Anpfiff auf seinem Wunschzettel. Jetzt sind es 36 nach 17 Spielen, also zwei mehr als kalkuliert. Doch Müller hob warnend den Zeigefinger: »Das ist kein Polster, die Rückrunde wird noch knallhart.«
Trainer Mirko Slomka feierte dagegen den so wichtigen Erfolg zum Vorrundenfinale: »Es war ein zähes Spiel, Arminia hat es uns mit der defensiven Einstellung sehr schwer gemacht. Aber meine Mannschaft glaubte immer an den Sieg - und wurde noch belohnt.«
Weil Slomka den richtigen Joker zog: Zlatan Bajramovic, erst kurz vorher eingewechselt, erzielte in der 82. Minute das goldene Tor. »Eigentlich hatte ich da vorne gar nichts zu suchen«, grinste der Mittelfeldmann später. Außerdem: Bajramovic war bei seinem Kopfballtreffer schon angeschlagen: »Mein gerade verheilter Muskelfaserriss ist nach einem Sprint wieder aufgebrochen. Macht aber nichts. Wir haben gewonnen, und jetzt geht es sowieso erst mal in die Pause.«
Es kommt die Zeit der Stille. Und da dürften sich die Schalker noch einmal an die turbulente Hinserie erinnern. Das frühe »Aus« im UEFA-Cup und im DFB-Pokal, die vorübergehende Suspendierung von Gerald Asamoah, Maulwurf-Vorwürfe, Fan-Proteste und Medienboykott, also höchst farbige Tage für die »Königsblauen«.
Alles vorbei. Und gestärkt überstanden. Denn selbst Kapitän Marcelo Bordon, der noch vor Wochen kritisierte: »Wir sind kein Team«, er freute sich nach dem Sieg in Bielefeld über die positive Entwicklung: »Wir bilden inzwischen eine echte Einheit, die Automatismen greifen immer besser.«
Auch die Schweige-Periode wertete Kevin Kuranyi nur positiv: »Das hat gut getan. Wir haben nicht geredet, aber dafür um so mehr geleistet.« Schalke im neuen Glanz. Dann kann es ja Weihnachten werden - wenn der degradierte Torwart nicht wäre. Alte Roststellen wurden wieder sichtbar, als Frank Rost im ZDF-Sportstudio auftrat und behauptete: »Meine Demontage begann bereits unter Rangnick. Ich möchte gern spielen, ich bin kein Sitzfußballer.« Was nun, Schalke? Neues Problem im neuen Jahr. Wohin mit Rost? Abstrafen, verkaufen - oder ihn weiter auf die Bank verbannen?

Artikel vom 18.12.2006