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Ein »Muss« in der Weihnachtszeit

Kantorei der Bartholomäusgemeinde überzeugend mit Bach-Oratorium

Von Gustav-Adolf Lent
(Text und Foto)
Brackwede (WB). Die Konzertreihe im Festjahr der Kirchenmusik zum 100-jährigen Bestehen der Brackweder Kantorei fand ihre Fortsetzung in einer glanzvollen Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann-Sebastian Bach, Teile eins bis drei und sechs, in der Bartholomäuskirche. 350 erwartungsfrohe Zuhörer ließen sich vom festlichen Glanz der Trompeten im »Jauchzet, frohlocket- Chor« in weihnachtliche Vorfreude versetzen.

Der Besuch des Oratoriums gehört für viele zum unbedingten »Muss« in der Vorweihnachtszeit. Walter Haverkamp, der die Gesamtleitung innehatte, versprach einen »Abend reich an Bildern«, in denen die Weihnachtsgeschichte von Bach musikalisch in unnachahmlicher Weise umgesetzt wird. Angefangen von der Wanderung Maria und Josephs nach Bethlehem bis zu den Weisen aus dem Morgenland, spannt sich ein Bogen mit Rezitationen, Arien, Chorälen und Sinfonien.
Wieder einmal bewies der leicht verstärkte Chor der Kantorei seine Fähigkeit, im entscheidenden Moment präsent zu sein, um ein homogenes, überzeugendes Klangbild zu erreichen. Dabei zeigte sich besonders in den gefürchteten »Ehre sei Gott« und »Lasset uns nun gehen«-Chören - wenn auch im »gebremsten« Tempo - seine sängerische und gestalterische Qualität. Selbst die manchmal etwas gewagten Ausdeutungen in den Chorälen, die - vom Dirigenten erwünscht - etwas unorganisch klangen, und das unübliche Singen hinter dem Altar bereiteten keine Schwierigkeiten.
Das eigene Kantoreiorchester - sonst werden für ähnliche Großprojekte überwiegend Profi-Orchester engagiert - hatte die schwierige Aufgabe, Gastmusiker in den Gesamtklang zu integrieren. Walter Haverkamp scheute diese Mühe nicht, musste aber durch nicht eindeutige Zeichengebung zeitweise rhythmische Ungenauigkeiten hinnehmen. Insgesamt jedoch überzeugte das musikalische Ergebnis und macht den eigenen Musikern Mut zu weiteren musikalischen Herausforderungen. Herausragend unter den Instrumentalisten waren Burkhard Müller, der sein Violinsolo mit absoluter Sicherheit und Klangschönheit absolvierte, Tim Henning Lüttge mit traumhaft schönem Flötenton, dazu noch Anke Lorge (Flöte). Aus der Oboengruppe (Sookkyung Pak, Steffen Modrow, Isabelle Latussek) ragte Kilian Volmer als Solist mit rundem Ton heraus. Das absolut sichere Continuo-Fundament lag in den Händen von Daniel Haverkamp (Cello), Andreas Jung (Kontrabass), Reinhild Höner zu Siederdissen (Fagott) und Matthias Biermann (Orgel). Besondere Glanzlichter setzten die hohen Trompeten von Christian Beyer, Bernd-Uwe Rams und Johannes Grüne, die sich ihre schwierigen Partien aufgeteilt hatten. Dazu gesellte sich die etwas ungestüme Pauke von Florian Altenhain.
Der Wert eines Konzertes wie des Weihnachtsoratoriums misst sich an der Qualität der Sängersolisten. Mit Anne Eisenhauer-Biermann mit schlankem, klarem Sopran, Volker Schrewe als metallisch glänzendem Bass-Bariton, dem ausdrucksstark singenden Tenor Andreas Scholz standen Walter Haverkamp ausgezeichnete Solisten zur Verfügung. Dazu kam die wunderschön warme und ebenmäßig geführte Mezzosopranstimme von Julia Husmann. Ihre Arie »Schlafe mein Liebster« war mit ein Höhepunkt eines Konzertabends, der vom Publikum mit viel Beifall aufgenommen wurde.

Artikel vom 13.12.2006