16.12.2006
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»Die User im Web sind sehr stark daran interessiert, sich selbst in dem Netzwerk zu sehen oder graphisch in irgendeiner Form zu verankern. Es geht darum, eine Spur zu hinterlassen«, erläutert Professor Manfred Leisenberg aus Bielefeld, Dozent für Software-Grundlagen und Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule des Mittelstands, die Gründe für den derartigen Boom.
Konzertmitschnitte können schon binnen weniger Stunden nach der Show im Internet gesehen werden. Private Dia-Shows werden für jeden zugänglich gemacht. Ausländische Serien werden im Internet verfolgt. Die User bewerten mal mehr, mal weniger kritisch. Stoff für reichlich Diskussionen bieten die Clips allemal - besonders wenn es sich um heikle und provokante Auftritte handelt.
Aus den USA erreichte die User weltweit kürzlich ein Film, der einen amerikanischen Komiker zeigt, der sein farbiges Publikum beleidigt. Der modernen Technik sei Dank, nahm ein Zuschauer die Ausschreitungen via Video-Handy auf und bot sie wenig später der weltweiten Usergemeinschaft an.
Fälschlicherweise werden die bei »MyVideo«, »Clipfish« oder »YouTube« hochgeladenen Video-Clips häufig als Synonym für den Begriff »Video-Cast« verwendet. Fakt ist jedoch, dass die dortigen Clips nur auf den Webseiten selbst angeschaut werden können. Auf einen iPod können die Videos nicht geladen werden.
Einer der täglichen User solcher Video-Plattformen ist die 15-jährige Lena aus Bielefeld. Auch sie hat schon einige selbstgemachte Video-Clips bei »YouTube« hochgeladen: »Ich finde es total spannend, meine Videos von anderen bewerten und kommentieren zu lassen.« Sobald ein Video online ist, kann jeder registrierte Nutzer einen Kommentar hinterlassen. »Ich suche fast jeden Tag nach Video-Clips zu Themen oder Gruppen, die mich interessieren«, berichtet die Schülerin.
Bei allem Spaß, den »MyVideo«, »Clipfish« und »YouTube« ihren Nutzern bieten: Es darf nicht vergessen werden, dass solche Plattformen immer auch ein Schlupfloch für die Veröffentlichung von Clips mit gewalttätigen, sittenwidrigen und rechtsradikalen Inhalten sein können. Prof. Leisenberg weist allerdings darauf hin, dass Gesetzesbrüche keineswegs charakteristisch für solche Plattformen sind.
Entscheidet selbst: Zum Konsum solcher Video-Clips wird schließlich keiner gezwungen. Es bleibt euer Ding, was ihr euch anschauen wollt.
Artikel vom 16.12.2006