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Punkt-Vorlage in Bielefeld

Schalke will Tabellenführer Bremen unter Druck setzen

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Das Bekenntnis sollten alle in der Arena lesen: »Wir sind Schalker aus Leidenschaft!« Dieses Transparent präsentierten die Königsblauen nach dem 3:1-Sieg gegen Borussia Dortmund ihrem Publikum.

Auf den Rängen hatte es ja noch vor fünf Wochen große Zweifel gegeben, ob sich die da unten so mit diesem Verein identifizieren wie die da oben. Alle Bedenken sind zwar nicht ausgeräumt, aber die Profis befinden sich auf dem Weg der Besserung. »Die Mannschaft ist eine Einheit und zeigte zuletzt große Konstanz«, stellte Manager Andreas Müller fest.
Das war in der laufenden Saison nicht immer so. Doch Trainer Mirko Slomka sieht inzwischen nur die positiven Seiten der negativen Ergebnisse: »Wir sind im Uefa-Cup und im DFB-Pokal nicht mehr dabei, das ist bitter. Es gibt hier aber auch Vorteile: Wir haben mehr Zeit für Übungseinheiten - und größere Pause für die notwendige Regeneration.«
Besser geschult und frischer auf dem Rasen, so schickte Schalke auch die Dortmunder locker nach Hause. Im letzten Vorrundenspiel fordert Slomka einen weiterer Dreier: »Sicher, die Aufgabe in Bielefeld wird ganz, ganz schwer. Aber wir wollen da unbedingt gewinnen. Nur so können wir Bremen Druck machen und vielleicht doch noch Halbzeitmeister werden.« Der Spitzenreiter absolviert seinen Abschlussball des Jahres 2006 ja erst am Sonntag. Bis dahin will Schalke nach der fest eingeplanten Punkt-Vorlage in Bielefeld mit 36 Zählern vorn stehen. Auch beim Saison-Abpfiff noch?
»Wir werden Meister, ich weiß nur nicht, in welchem Jahr«, ist Clemens Tönnies sicher. Der Aufsichtsrats-Vorsitzende aus Rheda-Wiedenbrück freut sich natürlich über den Aufwärtstrend. Und eine Hauptrolle spielt hier ausgerechnet der Mann, der vor Wochen noch in der Kritik stand. Aus der Übergangslösung Slomka könnte eine Festanstellung für die nächsten Jahre werden.
Denn dem Trainer ist es tatsächlich gelungen, nach den Schalker Chaos-Tagen die Truppe zu stabilisieren und die Spitzengruppe zu führen. Mit mutigen Entscheidungen: Frank Rost raus, Manuel Neuer rein. Das war Risiko. Doch der junge Torwart ist inzwischen ein echter Rückhalt. Einen Star, um den sich vorher bei den »Königsblauen« fast alles drehte, den lässt er vorläufig weiter draußen. Solange die Mannschaft ohne ihn gewinnt, hat Lincoln kein Auflauf-Argument. Selbst der Ausfall von Abwehr-Ass Marcelo Bordon, der zunächst verletzt und gegen Dortmund gesperrt war, konnte aufgefangen werden.
Slomka hielt auch immer an Kevin Kuranyi fest, der seine Krise hinter sich hat und wieder trifft. Dazu kam mit Christian Pander ein Spieler nach 19 Monaten Zwangspause zurück, der mal eben »mit links« auf seiner Außenbahn für viel Schwung sorgt: »Ich habe einfach Spaß am Fußball. Ich glaube, das spürt man auch.« Einem wie ihm nimmt man die Leidenschaft sofort ab, das haben alle so gesehen.
Außerdem darf auf Schalke auch wieder zugehört werden. Denn die Profis haben die lange Zeit des Schweigens beendet. Nach dem 3:1 im Derby gegen Borussia Dortmund waren Kapitän Fabian Ernst und Pander die offiziellen Mannschaftssprecher.

Artikel vom 12.12.2006