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»Wir haben
eine goldene
Generation«

Löw will die Elf weiter verjüngen

Frankfurt/Main (dpa). 2006 war vor allem ein berauschendes WM-Sommermärchen, doch Bundestrainer Jochim Löw sieht für die Fußball- Nationalmannschaft noch traumhaftere Perspektiven in den kommenden Jahren.
Bundestrainer Joachim Löw: »Nachwuchs fördern.«
Der Verjüngungsprozess soll weiter forciert werden und sich möglichst schon bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz sowie der nächsten WM-Endrunde 2010 in Südafrika mit einem Titelgewinn auszahlen. »Gerade mit den jungen Spielern wie Lahm, Schweinsteiger, Podolski, Mertesacker und so weiter haben wir auf die nächsten Jahre so etwas wie eine goldene Generation«, schwärmte Löw bei seiner Bilanz des WM-Jahres.
Für 2007 setzt er dieses Ziel: »Das Allerwichtigste ist die EM-Qualifikation. Da wollen wir möglichst früh einen entscheidenden Schritt tun«, sagte Löw mit Blick auf das Duell des Tabellenführers der Gruppe D am 24. März 2007 in Prag gegen Tschechien.
Parallel zur Qualifikations-Pflicht soll die Verjüngung der DFB-Auswahl vorangetrieben werden. Die Liste des Perspektiv-Kaders umfasst derzeit 12 bis 15 Spieler. Dazu zählen laut Löw unter anderem der Stuttgarter Mario Gomez, die Leverkusener Stefan Kießling und Gonzalo Castro, der »sehr talentierte« Berliner Kevin-Prince Boateng oder Eugen Polanski von Borussia Mönchengladbach. »Wir haben die Perspektiv-Spieler besonders unter die Lupe genommen. Da rückt eine Generation nach, die Akzente setzen kann«, meinte Löw.
Auch WM-Verlierer wie Stürmer Kevin Kuranyi dürfen 2007 auf ein Comeback im DFB-Trikot hoffen. »Man hat das Gefühl, dass Kevin jetzt in Schalke Fuß gefasst hat. Er steht bei uns weiter in den Notizbüchern«, sagte Löw über den 35-maligen Nationalspieler.
Das Rückgrat der Nationalmannschaft werden aber mittelfristig weiterhin die Akteure bilden, die bei der WM nur knapp den Triumph verpasst hatten. Michael Ballack und seine Kollegen genießen eine Sonderstellung. »Die Nationalmannschaft ist wieder Deutschlands liebstes Kind«, hob Team-Manager Oliver Bierhoff den Imagegewinn des WM-Dritten hervor.
Für Löw, den Bierhoff schon als »Meistertrainer« bezeichnete, war 2006 aber »kein Märchen«, sondern das Produkt eines klaren Konzepts: »Es war keine Zauberei, sondern harte Arbeit.« Und die Ansprüche sind gewachsen: »Wir sind in der FIFA-Weltrangliste von Platz 17 auf 6 vorgerückt. Damit hängt die Latte sehr hoch.« Das unterstrich auch Bierhoff, der eine mutige Titelrechnung aufmachte: »Bei der WM 1970 gab es auch ein Halbfinal-Aus gegen Italien. 1972 wurden wir dann Europameister und 1974 Weltmeister. Ich versuche mal, damit jetzt ein wenig Druck auf die Trainer auszuüben.«
Auf dem Weg zu neuen Titeln bereitet Löw jedoch die Pleiten-Serie der Bundesliga-Clubs auf internationaler Ebene Kummer: »Wir würden lügen, wenn wir sagen würden, das macht uns keine Sorgen. Spiele wie in der Champions League sind enorm wichtig für die jungen Spieler.«

Artikel vom 12.12.2006