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Appell: Augen auf beim Kleiderkauf

Art at Work bietet Workshops zum Thema »Fair gehandelte Textilien« an

Bielefeld (uj). Mehr als 90 Prozent der Kleidung, die wir tragen, wird im Ausland gefertigt. Unter welchen Bedingungen, ist den meisten Menschen nicht bewusst. Ein Schulprojekt der Künstlerinitiative Art at Work soll das ändern.

Anhand von Filmmaterial über die Produktion in den Bekleidungsfabriken von Bangladesch werden Fragen über die Produktionsbedingungen, Umweltverschmutzung, Sozialstandards, Kinderarbeit, Marken und Konsum aufgeworfen und bearbeitet. Spielerisch werden Arbeitsbedingungen in einem speziell ausgestatteten Zelt auf dem Schulgelände nachgestellt.
»In Rollenspielen wird der Fabrikalltag nachgestellt und die Produktionsketten dargestellt. Wir vermitteln zum Beispiel, dass nur ein Prozent des Preises, den der Endverbraucher zahlt, bei den Arbeitern bleibt«, erklärt Pip Cozens, der gemeinsam mit Annabelle Mayntz die Workshops leitet. Im Anschluss geben die Kinder und Jugendlichen ihr neu erworbenes Wissen bei einer Straßenaktion an die Passanten weiter.
Lucie Schooß (12) und Laurenz Junker (13) besuchen die siebte Klasse der Laborschule und haben den Workshop bereits mitgemacht. Sie hätten nicht gedacht, dass auch Markenkleidung schlechte Qualität haben kann. »Auf einer Seite wurden Billig-T-shirts produziert, auf der anderen Seite kriegten die gleichen T-shirts einen Puma-Aufdruck und wurden gleich 20 Euro teurer verkauft«, sagt Laurenz. Wann immer es geht, versuchen die Schüler fair gehandelte Produkte zu kaufen. »Immer geht das allerdings nicht«, gesteht Lucie. Die Sachen seien einfach zu teuer.
Eine Möglichkeit besteht darin, weniger Kleidung zu kaufen. »Wir Deutschen sind mit 18 Kilogramm im Jahr Spitzenreiter im Textilienkauf«, weiß Annabelle Mayntz und regt an, weniger und statt dessen saubere Kleidung zu kaufen. Sauber nicht nur in Bezug auf die moralische Seite, sondern auch in Bezug auf Ökologie und Gesundheit. Denn viele Fasern sind mit Pestiziden verseucht. »Es gibt Textilien, deren Gewicht zu einem Drittel auf Chemierückständen besteht«, betont Cozens. Verbraucherzentralen empfehlen neue Kleidung fünf bis sechsmal vor dem ersten Tragen zu waschen.
Auch das Textil-Öko-Label »Öko-Tex Standard 100« biete keine Garantie für unbedenkliche Schadstoffkonzentrationen, sagt Pip Cozens. Von umweltfreundlicher Produktion könne zudem keine Rede sein, denn Auflagen für Rohstoffe, Herstellung und Transport fehlen gänzlich. Eine aktuelle Studie zu Textillabeln kommt gar zu dem Fazit: Nicht empfehlenswert.
Art at Work bietet den Workshop ab April 2007 wieder an. Er richtet sich an Schüler ab der vierten Klasse. Anmeldungen werden von sofort an entgegen genommen unter
artatwork2000@yahoo.com

Artikel vom 13.12.2006