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Strahlengift-Anschläge

Russlands Ruf ist angekratzt


Die Strahlengift-Affäre erreicht mit den Polonium-Spurenfunden in Hamburg eine neue Dimension. Mitten in Deutschland müssen die beiden Kinder, die Ex-Ehefrau des ehemaligen Agenten Dimitri Kowtun und ihr heutiger Lebensgefährte den Tod befürchten, weil sie mit dem Supergift in Berührung gekommen sind. Niemand vermag derzeit zu sagen, mit wem sie Kontakt hatten und ob es weitere Fälle geben wird.
Die Anwendung radioaktiven Poloniums als Mordwaffe offenbart ein Ausmaß an Menschenverachtung, wie man es im angeblich zivilisierten 21. Jahrhundert nicht mehr für möglich gehalten hätte. War es Leichtfertigkeit im Umgang mit dem Strahlengift, die nun den Urhebern des tödlichen Anschlags auf den russischen Regimegegner Alexander Litwinenko selbst zum Verhängnis wird? Oder gibt es im Hintergrund perfide Dunkelmänner, die den Tod von »Zufallsopfern« kalt lächelnd in Kauf nehmen?
Viele Spuren deuten nach Russland. Doch dort zeigt man keine Eile, zur Beantwortung der Fragen beizutragen. Russlands Ruf ist angekratzt. Alles andere als schonungslose Aufklärung aber wird die Großmacht weltweit ins Abseits stellen - und damit auch den Staatsmann Wladimir Putin.Andreas Kolesch

Artikel vom 12.12.2006