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Jede Menge Theater, leicht verdaulich

Historie von der erste Spende anno 1885 bis zur Wiedereröffnung im September 2006


Bielefeld (bp). Umfassende Information leicht verdaulich präsentieren, das will das reich bebilderte Buch der Theaterstiftung »Unser neues Theater«. Ursprünglich als Baudokumentation geplant, entwickelte sich daraus viel mehr: eine echte Stadttheater-Historie von der Bauplanung Anfang des 20. Jahrhunderts über die erste große Renovierung 1937, die 1950er Jahre mit ihrer zweiten Renovierung und schließlich der erneute Umbau 2004 bis 2006 unter der Regie der Theaterstiftung.
Fotos von Matthias Schrumpf (heute) und aus dem Stadtarchiv (früher) geben Einblick in die inzwischen 102-jährige Geschichte des Stadttheaters. Ein Kapitel ist den Memoiren des Oberbeleuchters Fritz Brinkmann, der von 1909 bis 1952 am Theater tätig war, gewidmet. Fünf Bücher schrieb er voll, schilderte darin Premieren, Besetzungen, Kritiken - und finanzielle Notlagen. So die des zweiten Direktors Norbert Berstl, der, um Pacht und Gagen bestreiten zu können, weil die Abendeinnahmen nicht reichten, Schillers sämtliche Werke und ein Dutzend ererbter silberner Löffel seiner Frau versetzte.
Beschrieben wird detailliert der Umbau 2004 bis 2006 mit den Anforderungen des Denkmalschutzes, der »Herausforderung Bühnentechnik«, dem Brandschutz - und den Eröffnungsfeierlichkeiten.
Günther Tiemann und Hagen Reuning, Vorstände der Theaterstiftung, sind nach wie vor stolz darauf, dass die Sanierung im Kostenrahmen von 23 Millionen Euro über die Bühne gegangen ist. Das »Bielefelder Modell« - Sanierung durch eine Stiftung - werde inzwischen auch von anderen Städten nachgefragt, so Reuning. So gratuliert Prof. Klaus Zehelein, Präsident des Deutschen Bühnenvereins, allen Bielefeldern dafür »in Zeiten, da künstlerische Produktion zu Gunsten eines vordergründigen Kosten-Nutzen-Denkens immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird, in die Erneuerung des Theaters ein richtiges und Zeichen« gesetzt zu haben.
Günther Tiemann freut sich darüber, dass das Buch »noch rechtzeitig vor Weihnachten« fertig geworden ist: »Ein schönes Geschenk für alle Theaterfreunde!«
Als Intendant Michael Heicks das Buch durchblätterte, stieß er auf Fotos des Zuschauerraums vor der Sanierung und Aufnahmen des damaligen Bühnenportals. Sein Kommentar: »Dass das so aussah, kann man sich eigentlich gar nicht mehr vorstellen.« Dr. Reinhard Schwarz (Konzeption) weist darauf hin, dass auch »Liebhaber großer Zahlen« ihre Freude an dem Buch haben werden: Maße und Massen werden nämlich ebenfalls aufgelistet. »Unser neues Theater« gibt es zum Preis von 12,90 Euro von sofort an an der Theaterkasse (Neues Rathaus) und während der Vorstellungspausen.

Artikel vom 12.12.2006