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Klimaschutz verteuert Strom

Zehn Prozent Aufschlag durch EU-Auflagen - Konzerne durchsucht

Berlin/Brüssel (WB/dpa). Die neuen Klimaschutzziele der Europäischen Union werden den Strompreis um etwa zehn Prozent verteuern. Für einen Durchschnitts-Dreispersonenhaushalt bedeutet das innerhalb von fünf Jahren Mehrkosten von insgesamt 350 Euro.
Ein Heizkraftwerk: Die EU will mehr Klimaschutz.
Diese Zahlen veröffentlichte die »Süddeutsche Zeitung« unter Berufung auf einen Vermerk des Bundeswirtschaftsministeriums. Zugleich wurde bekannt, dass Ermittler der EU-Wettbewerbsbehörde sowie des Bundeskartellamtes gestern erneut die Zentralen der großen deutschen Stromkonzerne E.ON, RWE und EmBW durchsucht haben.
Beim Klimaschutz fordert EU-Umweltkommissar Stavros Dimas der »Süddeutschen Zeitung« zufolge von Deutschland, dass Deutschland den jährlichen Kohlendioxidausstoß von derzeit 482 auf künftig 453 Millionen Tonnen verringern soll. Die deutsche Regierung soll deshalb den Energieversorgern in den Jahren 2008 bis 2012 deutlich weniger Verschmutzungsrechte zubilligen. Der Schätzung des Wirtschaftsministeriums zufolge würde das Mehrausgaben von zehn Milliarden Euro für die Versorgungsunternehmen bedeuten, weil sie mehr Verschmutzungsrechte hinzukaufen müssten. Die Kilowattstunde Strom werde sich dadurch um etwa zwei Cent verteuern. Aktuell betrage der Preis je Kilowattstunde etwa 20 Cent. Das Bundesumweltministerium wies die Zahlen des Wirtschaftsministerium als »nicht nachvollziehbar« zurück.
Die erneute Durchsuchung der Energiekonzerne wurde gestern von den betroffenen Unternehmen bestätigt. Wie schon bei einer ersten Razzia im Mai dieses Jahres gehen die Ermittler dem Verdacht nach, dass es im Stromsektor zu Gebiets- oder Preisabsprachen gekommen sein könnte. Diesmal standen die Kraftwerkssparten mit den Stromerzeugung sowie die für den Stromtransport verantwortlichen Netztöchter der Unternehmen im Visier der Fahner.
Nach Angaben des Essener RWE-Konzern wurden die vier Tochterfirmen RWE Energy und RWE Transportnetz Strom in Dortmund sowie RWE Trading und RWE Power durchsucht. Bei E.ON Energie waren es unter anderem der Kraftwerksbereich und die Netzsparte.
»Die Kommission hat Grund zur Annahme, dass die betroffenen Unternehmen gegen die Wettbewerbsregeln des EG-Vertrages verstoßen haben, die einschränkende Geschäftspraktiken und/oder den Missbrauch einer dominanten Marktposition verbieten«, hieß es in einer Erklärung der Behörde. Falls die Kartellwächter ihren Verdacht erhärten können, drohen den Konzernen Strafgelder von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes. Das wären etwa bei E.ON mehr als 5 Milliarden Euro. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 13.12.2006