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Weihnachten in federndem Barockgewand

Konzerte der Peterskantorei

Von Uta Jostwerner
Bielefeld-Kirchdornberg (WB). Laden Hans-Martin Knappe und seine Peterskantorei zur festlichen Einstimmung aufs Weihnachtsfest ein, bleibt kein Platz in der historischen Peterskirche frei, egal ob bei der nachmittäglichen oder abendlichen Aufführung.

Nach all den Ausgrabungen und Repertoire-Raritäten der vergangenen Jahre durfte es diesmal wieder das allseits beliebte Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach sein, daraus die Kantaten I bis III und VI. Selbstredend, dass Knappe die historische Aufführungspraxis wählt und dazu ein Orchester mit ausgewiesenen Barockexperten aufbietet. Zum Großteil alte Bekannte, die in der bestens eingeführten Kirchdornberger Konzertreihe für Alte Musik immer wieder mal eine Kostprobe ihrer Kunst abgeben und so auch diesmal wieder Garant einer einnehmenden Werkwiedergabe waren.
Diese wartete mit der federnden Attacke eines Barockorchesters und mit energetisch aufgeladenem Spiel in den konzertanten Teilen ebenso auf wie mit wunderbar einfühlsam umspielenden Soli in den Arien. Pointiert prononciertes Continuo-Spiel sorgte zudem dafür, dass sich trotz gemäßigter Tempi ein tänzelnder Swing einstellte, Spannung und Balance zudem jederzeit gewahrt wurden.
Ein tiefgründiges Klangbild also, das der kleinen Peterkantorei allzeit als verlässlicher Partner diente sowohl für die getragenen Choräle als auch die komplizierten, konzertanten Chöre. Dass diese auch in den rasant melismenreichen Passagen in lupenreiner Intonation und Klangbalance herüberkamen, lässt auf eine intensive Stimmbildung und Probenphase schließen sowie die umsichtige Leitung durch Knappe, der seine Sänger und Sängerinnen sicher an den Klippen Bachscher Chorsätze vorbeiführte. Selbst beim vertrackten »Ehre sei Gott«-Chor wahrte die Kantorei absolute Linientreue und weitgehende Präzision. Respekt!
In das Gesamtbild einer stilistisch versierten Wiedergabe fügte sich das Solistenquartett ein: Glockenhell aber angenehm unmaniriert gefiel der Sopran Mona Spägele ebenso wie der ausdrucksvolle Altus von Beat Duddeck (geschmeidig, aussagekräftig in der Zions-Arie, tonal unsicher indes in »Schieße, mein Herze«). Als Evangelist empfahl sich Nils Giebelhausen, derweil Bassist Friedrich W. Möller makellose Stimmkultur zeigte.

Artikel vom 12.12.2006