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Schlüsselfigur im Fall
Litwinenko bekannt?

Geheimdienst FSB sollte mit Litwinenko abrechnen

London/Hamburg (dpa). Ein wegen Geheimnisverrats inhaftierter russischer Ex-Agent hat einen ranghohen FSB-Mann als angebliche Schlüsselfigur in der Giftmord-Affäre um Alexander Litwinenko genannt.

Michail Trepaschkin, der früher beim russischen Inlandsgeheimdienst FSB war und jetzt im Ural im Haft sitzt, habe die Informationen der britischen Sonntagszeitung »Sunday Telegraph« zukommen lassen, berichtete das Blatt. Trepaschkin hatte sich zuvor den britischen Ermittlern auf Spurensuche in Russland als Quelle angeboten, doch die russischen Behörden lehnten eine Befragung ab.
Nach Angaben der Zeitung nannte Trepaschkin in einem Brief den Namen eines FSB-Obersten. Auf höchster Ebene im FSB sei eine »Gruppe« beauftragt worden, mit dem abtrünnigen Agenten Litwinenko abzurechnen. Trepaschkin nannte angeblich außerdem Details, wie die Vergiftung Litwinenkos geplant worden sei.
Die Zeitung »Mirror on Sunday« berichtete außerdem, Litwinenko sei aus Russland geflohen, nachdem der russische Geheimdienst gedroht habe, seinen Sohn zu töten. Litwinenko sollte ein Videoband mit Informationen, die den russischen Staat schädigen können, an den Geheimdienst geben, berichtete sein Bruder Maxim (24). Vor seiner Flucht habe Litwinenko diese Forderung erfüllt.
Die Witwe Litwinenkos äußerte unterdessen den Verdacht, dass russische Behörden für den Tod ihres Mannes verantwortlich sein könnten. Der britischen Sonntagszeitung »Mail on Sunday« sagte Marina Litwinenko (44): »Offensichtlich war es nicht (Wladimir) Putin selbst, natürlich nicht.«
Doch was um den russischen Präsidenten herum geschehe, mache es möglich, einen Menschen auf britischen Boden zu töten. Litwinenko selbst hatte in einer posthum veröffentlichten Erklärung Putin für seinen Tod verantwortlich gemacht.
In den Ermittlungen um den Giftmord an Alexander Litwinenko wurden in Hamburg und in Pinneberg in Schleswig-Holstein Spuren der radioaktiven Substanz Polonium 210 entdeckt, mit der Litwinenko am 1. November in London vergiftet worden war. »Es handelt sich definitiv um Spuren des Polonium 210«, sagte Einsatzleiter Thomas Menzel. Experten hatten das Haus im Hamburger Stadtteil Ottensen untersucht, in dem Kowtun sowie seine Ex-Frau eine Wohnung haben, und dabei auf dem Sofa der Ex-Frau Strahlenspuren gefunden. »Er hat dort in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November übernachtet«, sagte Menzel. Am Morgen flog der 41-Jährige dann mit einer »Germanwings«-Maschine nach London, wo der Litwinenko in »Millenium«-Hotel traf. Litwinenko war an diesem Tag vermutlich mit Polonium 210 vergiftet worden und drei Wochen später gestorben. Menzel sagte, die Ermittler seien in Hamburg auch auf radioaktive Spuren auch in einem Auto gestoßen, das Kowtun mehrfach benutzt hatte.

Artikel vom 11.12.2006