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In allen Werken spielt
Liebe eine große Rolle

Hertha Koenig-Literaturpreis an Ulla Hahn verliehen

Von Marold Osterkamp
und Oliver Schwabe (Foto)
Rödinghausen (WB). »Für RMR« heißt ein Gedicht von Ulla Hahn (60), der wohl bekanntesten deutschen Lyrikerin der Gegenwart. Sie bewundert den Dichter Rainer Maria Rilke. So schließt sich ein Kreis.

Gestern Abend wurde ihr auf Gut Böckel in Rödinghausen im Kreis Herford, wo Rainer Maria Rilke einige Monate gelebt hat, der Hertha Koenig-Literaturpreis verliehen. Ausgezeichnet wurde Ulla Hahn für ihr Lebenswerk, für ihre lyrischen Werke und ganz besonders für ihre zwei Romane »Das verborgene Wort« und »Unscharfe Bilder«
In seiner Laudatio sagte Dieter Borchmeyer, Professor für Neuere Deutsche Literatur und Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, dass es Ulla Hahn immer wieder gelinge, Personen und Räume vor dem inneren Auge des Lesers sichtbar zu machen. Herz gehe bei ihr über Kopf und so spiele die Liebe in all ihren Werken eine große Rolle.
Ulla Hahn, Trägerin zahlreicher Literaturpreise, ist promovierte Germanistin. Bekannt wurde sie zunächst als Lyrikerin, erst spät begann sie, Romane zu schreiben. Ihr zweiter »Das verborgene Wort« (2001) erzählt aus der Sicht eines Kindes die Geschichte der Nachkriegszeit im Rheinland. Der Roman wurde ein großer Erfolg. In diesem Jahr erschien »Liebesarten«, ein Band mit Erzählungen. Im Rahmen der Verleihung las Ulla Hahn einige Gedichte.
Mit dem Hertha Koenig-Literaturpreis, der mit 4000 Euro dotiert ist, ist auch ein Förderpreis in Höhe von 1000 Euro verbunden, den die Preisträgerin vergibt. Ihn erhält die 1979 geborene junge Leipziger Lyrikerin Ulrike Almut Sandig, die2006 bereits mit dem renommierten »Lyrikpreis Meran« ausgezeichnet worden ist.
Einen Förderpreis zu vergeben, war der Vorschlag von Ulla Hahn. Die Idee hat die Gesellschaft gerne aufgegriffen, betonte ihr Vorsitzender Hansjörg Pfitzner.
Für Ulla Hahn gehört Ulrike Almut Sandig zu den großen deutschen Lyriktalenten. Sie wünsche ihr auch in der Zukunft große Beachtung. In ihren Gedichten, die aus Alltagssituationen entstehen, sieht sie »poetische Funken«.
Der Literaturpreis wurde vor zwei Jahren von der 1994 gegründeten Hertha Koenig-Gesellschaft und dem Unternehmer Dr. Ernst Leffers, Hausherr auf Gut Böckel, ins Leben gerufen. Er erinnert an die Schriftstellerin Hertha Koenig, die Kunst und Kultur förderte. Sie war in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine bekannte Schriftstellerin und lebte bis zu ihrem Tod fast 50 Jahre auf Gut Böckel. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Erste Preisträgerin war Irina Korschunow.
»Hertha Koenig wäre glücklich über diesen Abend«, sagte Dr. Ernst Leffers in seiner Begrüßung.

Artikel vom 11.12.2006