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Früherkennung der Symptome entscheidend

Gesundheitsamt: Meningokokkeninfektion ist immer ein Notfall - Keine Zeit verlieren

Bielefeld (WB/sas). Der Winter und das Frühjahr sind die Jahreszeiten, in denen es am häufigsten zur gefürchteten Infektion mit Meningokokken kommt. Meist sind Kinder und Jugendliche betroffen. Wichtig für eine erfolgreiche Behandlung, so das Gesundheitsamt, sei die prompte Behandlung mit Antibiotika. »Das frühe Erkennen der Symptome entscheidet.«

Meningokokken sind Bakterien, die bei etwa zehn Prozent der gesunden Menschen den Rachenraum besiedeln. Übertragen werden sie durch direkten Kontakt oder Tröpfcheninfektion, etwa durch Niesen und Anhusten. Zur Erkrankung kann das in den Fällen führen, in denen Schleimhäute des Nasenrachenraumes durch einen Infekt oder andere Einflüsse geschädigt sind: Dann dringen die Erreger in die Blutbahn ein.
Eine Erkrankung ist immer ein medizinischer Notfall. Es kann zur Hirnhautentzündung und/oder zur bakteriellen Blutvergiftung, zur Sepsis kommen. Bei der Sepsis wird der Körper von Bakterien und ihren Giftstoffen überschwemmt, es sind fast alle Organsysteme betroffen, und sie führt in bis zu zehn Prozent der Fälle zum Tod.
Voraus gehen der Erkrankung häufig akute Erkältungssymptome. Bei der Hirnhautentzündung kann es plötzlich zu starken Kopfschmerzen kommen. »Meist tritt hohes Fieber auf, der Kranke muss sich übergeben und leidet typischerweise unter Nackensteifigkeit«, beschreibt das Gesundheitsamt. Das Bewusstsein kann sich trüben. Rot-violette Hautflecke, die unter Druck nicht verblassen, zeigen, dass sich die Erreger über das Blut ausbreiten und es zur Sepsis kommt.
Bei Babys und Kleinkindern sind die Symptome oft weniger eindeutig. Zusätzliche Anzeichen sind bei ihnen die Verweigerung von Nahrung, ungewöhnlich schrilles Schreien, außerordentlich blasse oder fleckige (marmorierte) Haut. Da die Krankheit häufig extrem schnell fortschreitet, ist ärztliche Hilfe sofort nötig. Unter Umständen muss der Patient auf eine Intensivstation verlegt werden.
Vorbeugend werden auch die Personen, die mit Erkrankten engen Kontakt hatten, mit Antibiotika behandelt (Familien- und Haushaltsmitglieder). »Ein flüchtiger sozialer Kontakt von Menschen führt in der Regel nicht zu einer Ansteckung.« Eine Impfung gegen den in Deutschland am häufigsten vorkommenden Typ B der Meningokokken gibt es derzeit noch nicht. Gegen Typ C - für ein Viertel bis ein Drittel der Erkrankungen verantwortlich - gibt es einen gut verträglichen und wirksamen Impfstoff, den die Ständige Impfkommission für alle Kinder ab einem Jahr empfiehlt.
Die Gesundheitsämter und das Landesinstitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst mit Sitz in Bielefeld behalten die Situation auch deshalb genau im Auge, weil es in einigen Kreisen des Landes in den vergangenen Jahren zu einem Anstieg der Erkrankungen durch die Serogruppe B Meningokokken gekommen ist. Dem Robert-Koch-Institut werden jedes Jahr 600 bis 800 Fälle gemeldet, davon 170 bis 210 aus Nordrhein-Westfalen.

Artikel vom 11.12.2006