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Von Heesen fordert einen anderen Kurs

Arminia Bielefelds Trainer hat »noch nirgends unterschrieben und nirgends zugesagt«

Von Dirk Schuster
Hannover (WB). Thomas von Heesen sprach in Rätseln. Nach Bielefelds 1:1 in Hannover sagte er erst: »Ich freue mich auf das Gespräch mit Arminias Geschäftsführung, um abzuklopfen, was möglich ist.« Später formulierte der Trainer: »Jetzt über das Konzept für das nächste Jahr zu sprechen, kommt eigentlich vier Wochen zu spät.«

Ersteres klang wie die Bereitschaft, sich weiter auf Arminia einlassen zu wollen. Letzteres hatte eher den Zungenschlag eines Abschiedsgrußes.
Fest steht weiterhin: Nach dem letzten Hinrundenspiel am Samstag gegen Schalke werden sich Trainer von Heesen sowie die beiden Geschäftsführer Roland Kentsch (Finanzen) und Reinhard Saftig (Sport) an einen Tisch setzen. Dann erwartet von Heesen, dass sich der Verein auf eine Kursänderung einlässt. Statt wie üblich den Ligaverbleib als Saisonziel auszurufen, verlangt von Heesen »einen kleinen Fortschritt im vierten Erstligajahr.« Gut möglich, dass er enttäuscht wird. Denn Arminia, das hat Roland Kentsch stets betont, werde immer ein Verein sein, der um das Überleben in der 1. Liga kämpfen muss. Die Strukturen, argumentiert der Finanzboss, ließen nichts anders zu.
Allerdings, auch das sagte von Heesen nach dem Hannover-Spiel, werde er ganz bestimmt keine utopischen Ansprüche formulieren. Nach etwa elf Jahren bei Arminia wisse er schließlich genau, welche Rahmenbedingungen hier herrschten. Der Coach: »Aber bevor ich unterschreibe, muss ich wissen, woran ich bin.«
Dass auch die Spieler, speziell die, deren Verträge im Sommer auslaufen, eine gewisse Planungssicherheit benötigten, sei ihm, von Heesen, bewusst. »Ich kann schon verstehen, dass die Spieler es von meiner Person abhängig machen, ob sie in Bielefeld verlängern oder nicht. Aber darum kann ich doch jetzt nicht vorschnell einen Vertrag hier unterschreiben«, warb der 45-Jährige für mehr Verständnis. Beide Außenverteidiger, Markus Schuler und Bernd Korzynietz, betonten bereits, ihr Bleiben in Bielefeld auch von der Trainerentscheidung abhängig zu machen.
Solche Gedanken kreisen in den Köpfen der Arminia-Fans mit Sicherheit nicht. Sie hängen zwar an von Heesen, wie das in Hannover ausgerollte Banner mit der Aufschrift »Thommy, wir wollen noch mehrere Weihnachten mit Dir erleben« beweist, ihre Liebe aber gilt dem Verein Arminia Bielefeld.
Dennoch: Auch in der AWD-Arena stimmten die 3000 DSC-Anhänger »Thomas von Heesen«-Sprechchöre an. Nachdem der Trainer dankend in die Kurve gewunken hatte, folgten von dort aber ebenso deutlich vernehmbare Schmährufe gegen den um von Heesen buhlenden Ligarivalen Borussia Dortmund. Ob der DSC-Coach die ebenfalls vernommen hatte, behielt er für sich.
Stellung bezog der Trainer dafür zu den Gerüchten, er habe sich vor zwei Wochen mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke in einem Paderborner Café getroffen. »Auf solche Meldungen gebe ich nichts. Ich bin der Einzige, der weiß, was los ist. Ich habe mich weder mit ihm noch mit anderen getroffen und ich habe auch nirgends unterschrieben und nirgends zugesagt.«
Von Heesen gab an, er wisse gar nicht, wann er zum letzten Mal in Paderborn gewesen sei. »Außerdem kennt mich dort doch sowieso jeder. Allein der Zeitrahmen macht das Gerücht unglaubwürdig.« Dass erst 14 Tage nach dem angeblichen Treffen jemand sein Wissen darüber rausrücke, erwecke den Verdacht, die Geschichte könnte lanciert worden sein.
Darauf, dass von Heesen die bevorstehenden Gespräche mit Arminia sehr ernst nimmt, lässt diese Aussage des Trainers schließen: »Wenn wir uns vor Weihnachten nicht einigen, kann es auch sein, dass wir uns vertagen.«
Wüsste von Heesen schon jetzt, dass er Arminia und den beiden Geschäftsführern nur auf Wiedersehen sagen wird, bräuchte er gar nicht erst so viel Zeit einzuplanen.

Artikel vom 11.12.2006