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Giftmord:
Kowtun kann der Täter sein

Polonium in Hamburg gefunden

Hamburg (Reuters/dpa). Im Zusammenhang mit dem Gifttod des russischen Ex-Spions Alexander Litwinenko kommt für die deutschen Ermittler der russische Geschäftsmann Dimitri Kowtun jetzt auch als Täter in Frage.
Dimitri Kowtun brachte das Polonium vermutlich nach Hamburg.

Die Staatsanwaltschaft eröffnete ein Verfahren gegen den Ex-Agenten. Nach der Auswertung der Spuren in mehreren Wohnungen im Großraum Hamburg gehe man davon aus, dass Kowtun nicht nur Opfer, sondern auch Täter sein könne, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Martin Köhnke gestern in Hamburg. Ob Kowtun Litwinenko ermordet hat oder an der Tat beteiligt war, konnten die Ermittler nicht sagen. »Das muss noch mit den britischen Behörden geklärt werden«, sagte Köhnke.
Nach Erkenntnissen des Strahlenschutzamtes handelt es sich bei den an mehreren Orten - unter anderem auch in Kowtuns Akte in der Hamburger Ausländerbehörde - gefundenen Spuren eindeutig um Polonium 210.
Gegen Kowtun werde unter anderem wegen des Verdachts des unterlaubten Umgangs mit radioaktiven Stoffen ermittelt.
Das bedeute nicht zwingend, dass der 41-Jährige das strahlende Material von Moskau über Hamburg nach London gebracht habe, um den ehemaligen russischen Agenten Litwinenko zu vergiften, sagte Köhnke. Es könne auch bedeuten, dass er bei der Verpackung des Materials in Moskau anwesend gewesen sei und die Spuren anschließend an sich getragen habe.
Kowtun soll Kontaktmann Litwinenkos gewesen und möglicherweise selbst mit Polonium vergiftet worden sein.
Seit gestern stehe zweifelsfrei fest, dass es sich um Polonium handele, sagte der Einsatzleiter des Bundesamtes für Strahlenschutz, Gerald Kirchner. Bei äußerer Wirkung könne die Strahlung von Polonium bereits durch die Kleidung oder die Haut abgehalten werden, erläuterte das Bundesamt. »Eine unmittelbare Gesundheitsgefahr kann jedoch bei höheren Aktivitäten bestehen, wenn das Polonium über Mund, Nase oder offene Wunden in den Köper gelangt ist«, fügte er hinzu.
Erkenntnissen der Polizei zufolge flog Kowtun am 28. Oktober aus Moskau in die Hansestadt und übernachtete in den folgenden Tagen unter anderem im Landkreis Pinneberg sowie in der Wohnung seiner früheren Ehefrau im Hamburger Stadtteil Altona. Dort fanden Strahlenexperten auf einer Couch und im Badezimmer Spuren von Polonium. Themen der Zeit

Artikel vom 11.12.2006