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Milchbauern
wollen Klarheit

Quotenregelung soll 2015 auslaufen

Hiddenhausen (WB/pjs). Ignaz Kiechle hatte sie 1984 »erfunden«. Mit der Milchquote wollte der damalige Landwirtschaftsminister Butterberge und Milchseen abbauen, den Preisverfall stoppen. Inzwischen deutet vieles darauf hin, dass die Quotenregelung bis 2015 aufgehoben wird.
Bezirksvorsitzender Wilhelm Brüggemeier (Enger)

Mit den Folgen dieser Entwicklung befassten sich auf Einladung der Landwirtschaftlichen Kreisverbände Herford, Bielefeld, Lippe und Minden-Lübbecke am Freitag die Teilnehmer eines Milchforums in Hiddenhausen (Kreis Herford).
Die Milchquote begrenzt die Menge des »weißen Goldes«, das von landwirtschaftlichen Betrieben angeliefert werden darf und zu einem mit der Molkerei vereinbarten Festpreis abgenommen wird. Die EU-Kommission will bis 2015 durch Ausweitung der Quote das Preisniveau in Richtung Weltmarktniveau absenken.
Dagegen wollen der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) eine Mengenreduzierung erreichen, um so in den nächsten Jahren den Milchpreis zu erhöhen oder zumindest zu stabilisieren. »Der Bereich Milch befindet sich hinsichtlich Erlöse, Kosten und gesetzlicher Reglementierung in einer Phase, in der eine Orientierung notwendig ist«, sagte Wilhelm Brüggemeier, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes. Äußerungen von EU-Agrar-Kommissarin Mariann-Fischer-Boel ließen eine Verlängerung der Milchquotenregelung über 2015 hinaus als »vollkommen unrealistisch« erscheinen, stellte Dr. Rudolf Schmidt (DBV) klar.
Um die Wettbewerbsfähigkeit der Milchwirtschaft zu erhalten, müsse deshalb der Zeitraum bis 2015 und auch danach schon jetzt gestaltet werden. Schmidt: »Die Milcherzeuger müssen nach 22 Jahren Quotenregelung mittelfristige Planungssicherheit bekommen.«
Daher fordere der Bauernverband ein Ausstiegsszenario durch die EU-Kommission und die Bundesregierung. Bereits heute sei allerdings auf dem Milchmarkt das größte Problem ein Zuviel an Milch, verdeutlichte WLV-Milchreferent Dr. Herbert Quakernack. Dem stimmte auch Dr. Ludger Wilstacke, Abteilungsleiter im NRW-Landwirtschaftsministerium zu: »In der EU besteht trotz Quotenregelung ein dauerhafter Milchüberschuss von 15 bis 20 Prozent.« Eine rasche Positionierung Deutschlands in der Quotenfrage sei jetzt vonnöten.
Der Berufsverband will das System nicht über 2015 hinaus verlängern, fordert aber, die Quoten bis 2010 nicht weiter zu erhöhen. Zudem müsse die Vermarktungsposition der Molkereien gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel gestärkt werden. Bei den Molkereien gebe es zu viele Betriebsstätten, sprechen sich die Milchbauern weitere Rationalisierung aus. Als gute Beispiele wurden die Kooperationen der Molkerei Humana Milchunion genannt.

Artikel vom 09.12.2006