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Immer durch die Mitte

Serie gerissen: TuS 97 verpasst »Herbstmeisterschaft«

Bielefeld (WB/jm). 17:9. Eigentlich ein »normales« Halbzeitergebnis für den Handball-Oberligisten TuS Jöllenbeck. Wäre da am Freitagabend nicht der kleine Schönheitsfehler gewesen, dass der Primus in eigener Halle im Hintertreffen lag. 9:17 - solch eine geringe Ausbeute hatte die TuS 97-»Torfabrik« seit Jahren nicht mehr produziert.

Bei der ersten Aufarbeitung der 26:28-Pleite gegen den neuen Spitzenreiter HSG Handball Lemgo II machte Trainer Frank Spannuth »einen Mix an Gründen« aus. »Wir haben uns mit unserer Motivation selber im Weg gestanden«. Mit der Folge, dass »wir all das gemacht haben, was wir unbedingt vermeiden wollten.« Als verheerend entpuppte sich dabei der Versuch, die stabile und groß gewachsene Lemgoer 6:0-Deckung durch die Mitte zu knacken - immer wieder.
Zudem fand Spannuth, dass »Lemgo in dieser Saison noch nie so konzentriert gewirkt hat wie bei uns.« Womöglich ein Nebeneffekt der tollen Kulisse. Annähernd 900 fanatische Zuschauer seien eine für Lemgo »gigantische Erfahrung« gewesen, auf die - angeführt von »Mister Europacup« André Tempelmeier - seitens der Gäste cool und abgeklärt reagiert wurde.
Frank Spannuth bleibt bei seiner Ansicht, dass seine Crew von den Referees in der ersten Halbzeit durch die unterschiedliche Regelauslegung bei Stürmerfouls »ziemlich verunsichert« worden sei. »Bei einem normalen Spielverlauf hätten wir mit drei oder vier Toren zurückgelegen. Für den zweiten Durchgang wäre das eine faire Chance gewesen.« Aber die Umstellungen in der Pause fruchteten.
Die 5:1-Abwehr mit Henning Duderstadt als »Indianer« bereitete Lemgo II großes Kopfzerbrechen. »Wir haben nach dem 12:20 überragend ins Spiel zurückgefunden, mit großem Enthusiasmus und Willen. Das gelingt nicht vielen Mannschaften,« strahlte Spannuth, der dem fehlenden Happyend nur kurz hinterhertrauerte. »Um so ein Spiel noch zu gewinnen, muss alles passen. Du kriegst bloß eine Chance.« Der TuS 97 bekam sogar zwei serviert. 26:25 hieß es in der 58. Minute. »Wir haben da zu früh geführt,« schmunzelte der Sportliche Leiter Frank Brennecke. Erst verpasste Husemann ein Tor, und im Eifer des Gefechts vergaßen es die Hausherren beim 26:26, von einem Toepelt-Fehlwurf zu profitieren; Kausys schnappte sich den Abpraller und traf.
Ein wenig Ruhe hätte dem TuS 97-Spiel in dieser intensiven Phase gut getan. »Wir haben 20 Minuten lang Kapelle gespielt. Da ist es nicht leicht, den Ball plötzlich ruhig zu halten und abzuwarten,« urteilte »Moppel« Lehmeier milde. »Es war klar, dass es uns irgendwann mal erwischen würde. Wenigstens war's ein würdiger Gegner, der uns zu Hause geschlagen hat,« kommentierte der in Lemgo wohnende Keeper die gerissene Serie - die 97-er waren seit November 2004 auf eigenem Terrain unbesiegt - mit Galgenhumor. »Besser, als wenn es gegen irgendeine Daddeltruppe passiert wäre.«
Das Trio Lehmeier/Duderstadt/Grothaus ließ sich die Stimmung nicht vermiesen und stattete dem Lemgoer Kläschenmarkt am Samstagabend einen Besuch ab. So oder so: »Dieses Spiel hat uns ganz eindeutig weitergebracht,« freute sich Trainer Spannuth über eine »phasenweise richtig klasse anzusehene« Lektion. »Wir haben deutlich gespürt, dass wir da oben mitspielen können. Nicht nur vom Niveau, auch vom Charakter.«

Artikel vom 11.12.2006