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Leben für Politik, Schule und Kultur

Karin Brandi zu Gast im Erzählcafé


Brackwede (oh). Sie hat die Herausforderungen des Lebens angenommen. In Karin Brandis Fall sind es nicht gerade wenige. Und die meisten davon mündeten in den unterschiedlichsten Ämtern, Aufgaben und Engagements. Dennoch wirkte die heute 66-Jährige entspannt und ganz und gar nicht überlastet, als sie jetzt im Erzählcafé des Treffpunkt Alter über diese Herausforderungen berichtete.
Eines hat die gebürtige Berlinerin, die seit fast vier Jahrzehnten mit ihrer Familie in Bielefeld lebt und sich hier längst Zuhause fühlt, nämlich anders gemacht als mancher »Pöstchensammler«: Sie hat genau dieses nicht getan. In den unterschiedlichen Lebensphasen mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen hat Karin Brandi ihr Engagement vielmehr gezielt eingesetzt, sich intensiv auf das Jeweilige eingestellt und nicht gleichzeitig in allen Töpfen gerührt.
Derzeit ist die 66-Jährige Mitglied der CDU-Ratsfraktion, sie engagiert sich im Behindertenbeirat, hat den Vorsitz im Theaterausschuss, ist im Beirat des Kunstvereins Bielefeld aktiv und kümmert sich als Kommunalpolitikerin besonders gern um so bürgernahe Themen wie einen Treffpunkt für Jugendliche in ihrem Wohnort Theesen. Das politisches Engagement »entdeckte« Karin Brandi für sich erst 1993 - nachdem sie, erschöpft durch private und berufliche Aufgaben als Lehrerin, die Mamre-Schule in Bethel verließ.
Dorthin war die ausgebildete Dolmetscherin für Englisch und Spanisch nach einem weiteren Studium und der Ausbildung zur Grund- und Hauptschullehrerin mit dem Bereich Sonderpädagogik gekommen. Anlass für dieses Studium der Pädagogik und Psychologie war eine Erkrankung des zweiten Sohnes. »1963 hatten mein Mann und ich in Dortmund geheiratet. Als unsere beiden Söhne geboren wurden, war ich richtig glücklich, eine eigene Familie zu haben«, erzählt Karin Brandi.
Doch ein Jahr, nachdem die Familie nach Bielefeld umgezogen war, weil hier ihr Mann in eine Anwaltskanzlei eintrat, wurde bei dem dreijährigen Kind Epilepsie diagnostiziert. »Wir waren in großer Sorge und brauchten Rat, wie wir mit dieser Erkrankung zurechtkommen sollten«, schildert Karin Brandi ihre damaligen Gefühle und Unsicherheiten. Das buchstäblich nahe liegende Bethel war ihr aber durch ein Besuch während der Konfirmandenzeit als »Albtraum« in Erinnerung.
Also wählten sie den Weg über Münster - um letztlich doch in Bethel zu landen. Sogar in doppelter Hinsicht. Der kleine Sohn ging dort in die Mamre-Schule und Karin Brandi, die auf der Suche nach Rat von 1972 bis 1978 das Studium begonnen hatte - »Nach dem Abitur wollte ich alles werden, nur niemals Lehrerin!« - ging dort ebenfalls »zur Schule«: als Lehrerin. »20 Jahre lang war ich glücklich, diese Tätigkeit ausüben zu können«, sagt sie. Die Erfahrungen mit der Krankheit des Sohnes hätten ihr den Umgang mit anderen Kindern, aber auch deren Eltern erleichtert. Während dieser Zeit gründete sie einen Elternverein, der heute noch besteht.
Diese Herausforderung fand ein Ende, als Karin Brandi die Schule verließ. Ihren Wunsch, wieder etwas anderes anzunehmen, unterstützte dann eine Freundin. Diese legte ihr die Politik ans Herz. Eine Herausforderung, die Karin Brandi bis heute - neben dem kulturellen Engagement - meistert.

Artikel vom 09.12.2006