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Reise in die Vergangenheit

Von Heesen: gute Erinnerungen an Hecking, schlechte an Hannover 96

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Macht von Heesen den Hecking? Diese Frage stellen sich die Fans von Arminia Bielefeld spätestens, seit Borussia Dortmunds Klubboss Hans-Joachim Watzke vergangenen Samstag erstmals öffentlich das BVB-Interesse am DSC-Trainer bekundete. An diesem Samstag aber muss die Frage erstmal umformuliert werden in: Besiegt von Heesen den Hecking?

Hannover gegen Bielefeld ist auch das Duell zweier Trainer, die Arminia-Präsident Hans-Hermann Schwick in den höchsten Tönen lobend der »neuen, sehr begehrten« Generation zuordnet. Thomas von Heesen ist 45, Dieter Hecking 42 Jahre alt.
Der eine, von Heesen, hat aus seinen Spielern ein Puzzle gefertigt, das nur deshalb ein so harmonisches Gesamtbild abgibt, weil sich tatsächlich jeder einzelne Spieler auch als kleines Teil dieses Puzzles versteht und sich ins große Ganze einzufügen bereit ist.
Und der andere, Hecking, führte die Alemannia aus Aachen nicht nur souverän aus der 2. in die 1. Bundesliga, sondern ließ den Aufsteiger am dritten Spieltag in Hannover auch noch eindrucksvoll seine Art von modernem Fußball demonstrieren.
Donnerwetter, dachten sich die Bosse von Hannover 96, legten in Aachen ein paar Scheinchen auf den Tisch und präsentierten nur zwölf Tage nach dem demütigenden 0:3 den Aachener Erfolgscoach Hecking stolz als neuen 96-Trainer. Das gab's in der Bundesliga noch nie - einem Konkurrenten während der Saison den Trainer wegzukaufen war eines der wenigen Tabus im nationalen Profigeschäft.
Allzu ausgeprägter Phantasie bedarf es nicht, um sich vorstellen zu können, dass Hans-Joachim Watzke gern längst diesem Beispiel nachgeeifert und seinen Wunschtrainer Thomas von Heesen lieber gestern als heute aus dessen laufendem Vertrag bei Arminia gelöst hätte.
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Verhandlungen, so viel steht fest, folgen in der Winterpause. Ob von Heesen wie zuvor Hecking dann ebenfalls von jetzt auf gleich die Koffer packt, ist offen. Arminias Finanzchef Roland Kentsch beschleicht bei dem Gedanken an den Vorgang Hannover/Hecking jedenfalls ein ungutes Gefühl, die Parallele zu Dortmund und von Heesen hat er bereits gezogen. Nach Aussage des Trainers sei ein vorzeitiger Wechsel aber kein Thema. Seinen Vertrag, sagt von Heesen, wolle er erfüllen. Und der läuft bekanntlich bis Juni 2007. Des Trainers Konzentration gelte darum auch nicht der Zukunft, sondern der Tagesaktualität, sprich der Partie bei Hannover 96.
Hannover? Von Heesen? Da war doch was. Ach ja. Zum Jahrtausendende versuchte sich der gebürtige Höxteraner an der Leine mal als Manager. Heute sagt er: »Ich kann mich an diese Zeit gar nicht mehr erinnern«, meint aber wohl eher: Ich will mich nicht erinnern. Denn nach ein paar Monaten wurde von Heesen schon wieder entlassen. Aber »zu diesem Thema jetzt etwas rauszukramen, nur weil wir da spielen«, sagt er, »ist für mich populistisch«.
Viel interessanter ist auch, dass die Trainerkonkurrenten von heute gestern mal andachten, gemeinsame Sache zu machen. Denn ehe Anfang 2004 Uwe Rapolder sein Autogramm unter den Trainervertrag bei Arminia setzte, versuchte der damalige Sportgeschäftsführer Thomas von Heesen den beim Drittligisten VfB Lübeck angestellten Coach Dieter Hecking nach Bielefeld zu lotsen. »Dieter und ich haben einen guten Draht. Ich schätze ihn als Trainer und als Menschen. Wir haben damals auch kein Gespräch von Geschäftsführer zu Trainer, sondern einen Dialog auf Augenhöhe geführt«, erinnert sich von Heesen. Heute attestiert er dem Kollegen Trainer, bei den 96ern einen »Riesenjob« zu machen. Und das, ergänzt von Heesen, sei in Hannover »nicht so einfach«. Er muss es wissen.
Lesen Sie auch den Bericht über Hannover 96 auf der Sportseite 3.

Artikel vom 09.12.2006