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Jeder erzählt
eine andere
Geschichte

Tänzer arbeiten als Choreografen

Bielefeld (uj). Erkennen, sehen, entdecken heißt auf Englisch spotting. Das Tanzspotting des Theaters Bielefeld verspricht spannende Entdeckungen und neue Einsichten in die Arbeit und den Erfahrungsschatz der Tänzer und Tänzerinnen, die bei einem Tanz-Spezial eigene Kreationen präsentieren.

»Es war das Bedürfnis der Tänzer, sich selbst zu artikulieren«, sagt Kompanie-Chef Gregor Zöllig. Entstanden seien sehr persönliche, kleinere Arbeiten, die unterschiedliche Stilelemente und theatralische Formen aufgreifen. Tiago Manquinho zum Beispiel zeichnet als Choreograf für ein Tanzvideo verantwortlich, das auf einer Großleinwand präsentiert wird. »Das Medium Film ermöglicht Dinge, die ich sonst so komplex nicht darstellen könnte«, sagt Manquinho, der spartenübergreifend mit Tänzern wie auch mit Schauspielern arbeitet.
Gianni Cuccaro tanzt mit einer Liebespuppe, um zum Ausdruck zu bringen, dass Glück eine Täuschung ist. Cuccaro schätzt es, die Gelegenheit zu erhalten, sich als Choreograf zu betätigen und zu erproben. »Ich sehe erst jetzt, wieviel Arbeit in so einer Produktion steckt«, sagt der Italiener, der genau wie seine Kollegen von A bis Z für die Produktion verantwortlich ist. »Die Tänzer wählen den Titel und Texte aus, kümmern sich um Kostüme, Beleuchtung und Musik müssen mit dem Zeitplan zurechtkommen«, erläutert Dramaturgin Christine Grunert.
»Entscheidungen zu treffen ist das Schwierigste«, sagt Michael Löhr, der sich in dem von ihm choreografierten Tanzduett der zerstörerischen Seite von Liebesbeziehungen widmet. Weitere Choreografen sind Stéphanie Bouillaud, Claudia Braubach und Polina Ogryzkova. Alle werden in in ihren eigenen Stücken mittanzen. Für Michael Löhr steht fest: »Man gewinnt als Tänzer dazu, wenn man mal selbst choreografiert hat.«
Gregor Zöllig, der Tanzspotting ausdrücklich nicht als Erprobungsfeld für vermeintliche Choreografen, sondern aus Forum des künstlerischen Austausches verstanden wissen will, schätzt die unterschiedlichen Herangehensweisen seiner Tänzer. »Jeder erzählt auf unterschiedliche Weise eine Geschichte mit dem Körper«, sagt Zöllig. Die Körpersprache bewege sich dabei zwischen abstrakt und konkret.
Präsentiert werden sieben Arbeiten, die zwischen sieben und 20 Minuten lang sind. Aufführungen finden am Samstag und Sonntag, 16. und 17. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr im Theater am Alten Markt statt. Karten im Vorverkauf gibt es an der Theaterkasse im Neuen Rathaus sowie telefonisch unter 51 54 54.

Artikel vom 09.12.2006