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Wie sich Mensch und
Tiere anpassen können

Ausstellung in Braunschweig: »Sahara - Wüste lebt«

Von Anita Pöhlig
Braunschweig (dpa). Eine kleine Giftschlange steckt vorsichtig ihren Kopf aus dem heißen Wüstensand. Allerdings nicht in der Sahara, sondern in Braunschweig.

Nur wenige Meter entfernt putzen zwei Wüstenspringmäuse ihre Mäuler und zwei Geckos kleben auf der Lauer nach Insekten geduldig an der Wand. Im Nebenraum bietet ein Tuareg-Paar in einem Zelt Tee an und Schautafeln zeigen, dass die Sahara noch vor etwa 10 000 Jahren eine grüne Savanne war. Mit der Sonderausstellung »Sahara - Wüste lebt« hat das Staatliche Naturhistorische Museum ein Stück Afrika nach Braunschweig geholt. Bis Mai 2007 sollen 40 000 Besucher die Ausstellung gesehen haben.
Die Wüste ist für Museumsdirektor Ulrich Joger seit jeher einer der spannendsten Lebensräume: »Ich habe Karl May gelesen und als 16-Jähriger war ich erstmals in Marokko«, sagt er. Seitdem hat den Biologen, der unter anderem als Experte für Reptilien gilt, die Wüste nicht mehr losgelassen, immer wieder führten ihn Forschungsreisen dorthin. Mit der Ausstellung will Joger die Anpassung von Tieren, Pflanzen und auch von Menschen an die zum Teil harten Bedingungen in der Wüste darstellen.
Dabei haben Joger und sein Team ein wahres Raumwunder vollbracht: Auf nur etwa 250 Quadratmetern stellen sie das Leben in der Wüste bei Tag und Nacht, in der Gegenwart und in der Vergangenheit vor. Mit viel Liebe zum Detail wurden Landschaften wie die Fels- und die Sandwüste inszeniert. 90 Tier-Präperate sind zu bestaunen - von Skorpionen über Flughühner bis hin zu Antilopen und einem Geparden. Aber auch lebende Tiere wie eine Wüstenrennmaus, Schlangen oder Schwarzkäfer können von den Besuchern studiert werden. Nachtaktive Tiere wie zum Bespiel die Wüstenspringmaus werden in einem abgedunkelten Raum präsentiert.
Ein Abschnitt der Schau nimmt die Besucher mit in die grüne Vergangenheit der Sahara. Knochenfunde und Felszeichnungen beweisen, dass hier noch vor rund 10 000 Jahren ganz andere Klimabedingungen herrschten. »Die Rinderzucht stammt vermutlich aus diesem Gebiet«, berichtet Joger. Doch Klimaschwankungen machten aus der grünen Savanne eine Wüste. Eine Karte zeigt, dass dieses Schicksal weltweit auch anderen Gebieten droht.
Ahmed Bahani und seine Frau Aina Bouzou bereiten derweil in einem echten Nomadenzelt einen Tee zu. Das Ehepaar gehört einem Tuareg-Stamm an und will in den ersten Tagen der Ausstellung Silberschmuck und Lederwaren anbieten. Der Erlös soll in ein Schulprojekt fließen.

Artikel vom 08.12.2006