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Leibniz-Preisträger folgt Körfer

Prof. Axel Haverich soll Herzchirurgie in Bad Oeynhausen übernehmen

Von Christian Althoff
Bad Oeynhausen (WB). Die weltweit größte Klinik für Herzchirurgie wird künftig von einem der bedeutendsten deutschen Forscher und Mediziner geleitet. Leibniz-Preisträger Prof. Dr. Axel Haverich (53) aus Hannover wird Nachfolger von Prof. Dr. Reiner Körfer (64).

Jährlich 4500 Operationen am offenen Herzen, 1500 Herztransplantationen in nur 17 Jahren - die Herzchirurgie in Bad Oeynhausen (190 Betten, 90 Mediziner) ist weltweit führend. Prof. Reiner Körfer, Gründungsvater des NRW-Herz- und Diabeteszentrums, wird im Frühjahr mit 65 Jahren die Leitung der Chirurgie abgeben, aber noch zwei Jahre Ärztlicher Direktor des Zentrums bleiben.
Sechs herausragende Herzchirurgen hatten sich um die Körfernachfolge beworben, am Mittwochabend setzte der Medizinische Fakultätsrat der Ruhr-Uni Bochum (ihr ist das Herzzentrum angegliedert) Prof. Haverich auf Platz eins der Liste. »Er war schon vorher unser Wunschkandidat. Wir werden noch vor Weihnachten Vertragsverhandlungen mit ihm führen«, erklärte am Freitag Dr. Otto Foit, der Geschäftsführer des Herzzentrums. Bei den Verhandlungen geht es um individuelle Arbeitsbedingungen und Forschungsmöglichkeiten in Bad Oeynhausen.
Axel Haverich stammt aus Lemgo (Kreis Lippe). Er ist Vater von vier inzwischen erwachsenen Kindern und leitet seit zehn Jahren die Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). 1996 war ihm der mit 1,55 Millionen Euro dotierte Leibniz-Forschungspreis für seine Weiterentwicklung der Lungentransplantation verliehen worden. Mit dem Geld hatte Haverich an der MHH ein Forschungslabor für künstliche Organe eingerichtet. »Mit seiner Kompetenz auch in den Bereichen Lungentransplantation und Gefäßchirurgie werden wir unser Zentrum auf eine noch breitere Basis stellen«, sagte Foit. Das in Hannover gestreute Gerücht, Haverich habe sich nur beworben, um an der MHH einen noch besseren Vertrag aushandeln zu können, bezeichnete Foit als unzutreffend: »Ich gehe davon aus, dass wir Professor Haverich bald in Oeynhausen begrüßen können.«
Der Herzchirurg, der 1996 in Moskau zusammen mit anderen Experten die Herz-OP des russischen Präsidenten Boris Jelzin überwacht hatte, hatte vor einigen Wochen erneut bundesweit Schlagzeilen gemacht: In einer fünfstündigen OP hatten der Arzt und sein neunköpfiges Team einem 18 Monate alten, todkranken Jungen aus Thüringen Herz und Lunge eines verstorbenen Kindes transplantiert. Der kleine Antony ist der europaweit jüngste Patient, der mit einer solchen Doppeltransplantation gerettet werden konnte.

Artikel vom 09.12.2006