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Auf dem Mars gibt's fließendes Wasser

NASA-Sonde »Mars Global Surveyor« entdeckt eindeutige Spuren auf dem Roten Planeten

Washington (dpa). Forscher sind sich so gut wie sicher: Auf dem Mars gibt es auch heute noch gelegentlich Wasser in flüssiger Form.

Die NASA-Sonde »Mars Global Surveyor« hat jedenfalls - wie in einem Teil der Auflage bereits berichtet - Bilder vom Roten Planeten gefunkt, die diesen Schluss nahe legen. Die Expertengemeinde ist trotz des ein oder anderen Zweifels begeistert und rätselt schon: »Deutet das auf eine Umgebung für Leben hin?«, wie der NASA-Chefwissenschaftler für die Untersuchung des Roten Planeten, Michael Meyer, bei der Vorstellung der Beobachtungen in Washington fragte. Wassereis und Wasserdampf sind vom Mars bekannt. Als eine der Bedingungen für mögliches Leben gilt jedoch flüssiges Wasser.
Die Marssonde hatte im Abstand von sieben Jahren Vergleichsbilder mehrerer Regionen fotografiert. Auf den neueren Aufnahmen sind in zwei abschüssigen, jeweils mehrere hundert Meter langen Erdrinnen frische Ablagerungen zu sehen, die nach Angaben der US- Weltraumbehörde vermutlich durch Wasserflüsse entstanden. »Sie haben fingerartige Verzweigungen am unteren Ende, die sich leicht um kleine Objekte herumwinden«, erklärte US-Forscher Michael Malin, dessen Firma die Kamera für den »Mars Global Surveyor« baute. Die Beobachtungen seien der bislang stärkste Beleg, dass immer noch gelegentlich Wasser auf der Marsoberfläche fließe, sagte Meyer.
Möglicherweise gebe es Grundwasserschichten auf dem Mars, die normalerweise durch Eis versiegelt seien, aber gelegentlich zur Oberfläche durchbrechen könnten.
Was die Forscher in ihren Vermutungen bestärkt, ist die Helligkeit der Ablagerungen, die auf den Fotos wie kleine weiße Lawinen auf grauem Grund aussehen. Dies deute auf eine Eisschicht oder von Wasser ausgewaschenes Salz hin.
Das Team um Malin errechnete, dass möglicherweise jeweils eine Wassermenge durch die beiden Rinnen floss, die fünf bis zehn Schwimmbeckenfüllungen entspricht. Wegen der dünnen Marsatmosphäre habe das Wasser beim Austritt an die Oberfläche vermutlich gebrodelt und gesiedet, ohne heiß zu sein. Auf dem Mars verflüchtigt oder friert flüssiges Wasser schnell. Die Wissenschaftler vermuten jedoch, dass es nach dem Austritt aus dem Marsinneren noch lange genug flüssig bleibt, um über eine bestimmte Strecke Gestein mit sich zu reißen, bevor es friert.
Manche Forscher sind noch skeptisch. »Die Hinweise sind sehr dramatisch. Sie sind aber in erster Linie als Hinweise dafür zu sehen, dass man neuere Messdaten nehmen sollte«, sagte Michael Khan, Missionsanalytiker beim Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Darmstadt. Der ESA-Satellit »Mars-Express« soll nun seine Sensoren auf die Fundstellen richten.
Für den »Mars Global Surveyor« indes zählten die spektakulären Fotos zu den letzten Aufgaben für die Wissenschaft. Seit 1997 kreist die Sonde um den Roten Planeten. Im November verlor die NASA den Kontakt. Um Zweifel auszuräumen, setzen die Forscher ihre Hoffnungen nun auf eine weitere Marssonde, den »Mars Reconnaissance Orbiter«, der erst vorigen Monat seine Arbeit aufnahm. Die vermisste Raumsonde konnte der »Orbiter« mit seinen Kameras bislang nicht entdecken - dafür half er aber Dinge zu finden, von denen die NASA teilweise schon seit Jahrzehnten nichts gesehen hatte. Wissenschaftler der NASA machten bei der Auswertung von Bildern der Hochleistungskamera kleine Punkte auf der Mars-Oberfläche aus, von denen sie glauben, dass es sich um die beiden »Viking«-Sonden handelt, die den Mars im Jahr 1976 erreichten. Sogar einen der Landefallschirme entdeckten die Wissenschaftler auf den Bilder. Darüber hinaus sahen sie den Mars-Rover Spirit, der seit 2004 den Mars erforscht.

Artikel vom 08.12.2006