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Große Koalition
gegen Doping
ist beschlossen

Sport und Staat im Schulterschluss

Weimar (dpa). Sport und Politik wollen Doping in einer Aktionsgemeinschaft verschärft bekämpfen.

Bundesinneminister Wolfgang Schäuble (CDU) kündigte vor der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) eine Reihe gesetzlicher Initiativen an, die in den kommenden Wochen in den Bundestag eingebracht werden sollen. Die Verschärfungen gehen einher mit einem Zehn-Punkte-Aktionsplan im Kampf gegen Doping, den der DOSB bei nur einer Enthaltung verabschiedet hat. DOSB-Präsident Thomas Bach sprach von einem »Schulterschluss von Sport und Politik. Es ist der Wille deutlich geworden, die Null-Toleranz-Politik gegen Doping in die Tat umzusetzen«.
Schäuble sagte dem Sport zu, »im Rahmen der Verfassung den bestmöglichen Weg zu finden«, um »den Sport vor den entsetzlichen Machenschaften« zu schützen und dabei gegen die kriminellen Netzwerke im Sport vorzugehen. Die Dopingseuche sei eine »existenzielle Bedrohung für den Sport« und seine Attraktivität. Ein Erfolg sei jedoch nur dann möglich, wenn der Sport selbst alle seine Möglichkeiten ausschöpft und ein enges Zusammenwirken mit Politik und Staat sucht. Die Verschärfung der gesetzlichen Mittel soll nicht durch ein eigenes Antidoping-Gesetz geschehen, sondern auch durch eine Ergänzung des Arzneimittelgesetzes.
Damit setzte sich die Linie des DOSB-Präsidiums durch, das eine Besitzstrafbarkeit abgelehnt hat. Gedopte Sportler unterliegen damit weiter nur der Gerichtsbarkeit des Sports. Unverändert strafbar machen sie sich, wenn sie mit Dopingmitteln handeln oder Dopingmittel weitergeben. Dieses gewerbsmäßige Dealen soll nach Ankündigung von Schäuble mit Gefängnisstrafen bis zu zehn Jahren geahndet werden.
Überraschend stimmte bei der Mitgliederversammlung auch der Deutsche Leichtathletik-Verband dem Aktionsplan zu, allerdings mit der Einschränkung, dass sein Präsident Clemens Prokop nach wie vor auf der Einführung der Besitzstrafbarkeit besteht. Sein von der Deutschen Triathlon-Union unterstützter Antrag wurde einstimmig abgelehnt. Der Antidoping-Aktions-Plan sieht neben Prävention unter anderem eine Verschärfung der Sportgerichtsbarkeit und des Strafgesetzes vor, die Sanktionierung eines positiv gedopten Sportlers soll jedoch beim Sport bleiben.
»Dieser Plan ist eine Offensive für mehr und bessere Kontrolle, noch härtere Bestrafung der Athleten, gegen die dunklen Machenschaften der Hintermänner des Dopings, für mehr Prävention und für die sauberen Athleten«, betonte IOC-Vizepräsident Bach.
Von herausragender Bedeutung im Arbeitsprogramm des DOSB für die nächsten Jahre sind die Integrationsbemühungen des Sports. Die Mitgliederversammlung appellierte einmütig an Bundestag und Bundesrat, das Grundgesetz zu ändern und Kultur sowie Sport als Staatsziel aufzunehmen.
Als erster Träger des vom DOSB geschaffenen Preises »Trainer des Jahres« wurde Raimund Bethge ausgezeichnet. Der Cheftrainer des Bob- und Schlittenverbandes hat seit der deutschen Vereinigung die Grundlage gelegt für 102 Medaillen bei internationalen Meisterschaften und Olympia.

Artikel vom 11.12.2006