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Michael Schumacher

15 Jahre im Kreis fahren sind genug

15 Jahre drehte sich sein Leben im Kreis. Auf den Formel-1-Strecken knackte er dabei bis auf einen alle Rekorde. Am 22. Oktober diesen Jahres stieg Michael Schumacher (37) endgültig aus dem PS-Zirkus aus und in ein neues Leben ein.


Und das hielt für den siebenfachen Weltmeister zunächst einmal reichlich Ehrungen bereit. So wurde der Kerpener am Nikolaustag zum Ehrenbürger der norditalienischen Kleinstadt Maranello ernannt. Am Sitz seines früheren Arbeitgebers Ferrari erhielt der Deutsche im Rahmen einer feierlichen Zeremonie die Stadtschlüssel sowie eine Glocke als Symbol Maranellos. »Ich bin aufgeregt und geehrt. Hier habe ich viele Freunde, und hier befindet sich meine Zweitfamilie. Die Italiener sind wirklich fantastisch«, zeigte sich Schumacher bei der Zeremonie gerührt, an der auch Ferraris Geschäftsführer Jean Todt - Schumi soll ihm in Zukunft assistieren - teilnahm. »Mit seiner fantastischen sportlichen Laufbahn bei Ferrari war Schumacher ein Weggefährte für einen wichtigen Abschnitt der Geschichte von Maranello«, erläuterte Bürgermeisterin Lucia Bursi den Grund für die Übergabe des Stadtschlüssels.
Geehrt wurde der 91-fache Grand-Prix-Sieger (19 für Benetton, 72 im Ferrari) auch vom Automobil-Weltverband FIA. Lebemann Flavio Briatore, sein Ex-Chef bei Benetton und in der letzten Saison auch einer seiner heftigsten Kritiker: »Jeder Sport braucht seine Superstars. Michael ist einer davon.«
Auch in Umfragen schlägt sich die Popularität des Mannes mit dem genialen Popometer immer noch nieder. So belegte der Renn-Rentner in einer repräsentativen Umfrage des Kölner Unternehmens Sport und Markt Rang eins als Deutschlands faszinierendster Sportler des Jahres 2006. Schumacher erreichte mit 65 Prozent den Spitzenwert - vor Fußballer Jens Lehmann, der mit 62 Prozent auf Rang zwei folgte.
Auch im deutschen TV adelt man Deutschlands erfolgreichsten Motorsportler aller Zeiten. So widmete ihm sein Heimsender RTL eine Spezialausgabe in der die Höhen, aber auch die Tiefen seiner herausragenden Laufbahn beleuchtet wurden.
So räumte er ein, dass der Rammstoß gegen Jacques Villeneuve im WM-Finale 1997 sein größter Fehler auf der Piste gewesen sei. »Das war eine Sache, die würde ich heute anders machen«, sagte Schumacher selbstkritisch.
Den Abschied aus der Formel 1 nach 250 Rennen und sieben WM-Titeln hat er dagegen noch nicht bereut. »Es ist eine Erlösung für mich, weil mit dem Sport auch sehr viele Verpflichtungen verbunden sind und Ansprüche, die ich an mich gestellt habe«, sagte Schumacher: »Dieser Druck, den man sich ständig selbst macht, ist etwas, was einem permanent im Kopf rum schwebt, egal wo, egal wann, egal wie. Dass ich dieses Gefühl nicht mehr habe, ist das, was sich für mich bis jetzt verändert hat. Ich bin gelöster.«
Ende 2005 habe er sich erstmals wirklich Gedanken über sein Karriereende gemacht, verriet Schumacher. »Dieses Jahr ist dann die Entscheidung gereift, dass ich dieses Gefühl des ständigen Drucks, des Kampfes nicht mehr haben möchte«, meinte der Familienvater. »Ich habe nie ein Problem damit gehabt, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Ich habe immer gesagt, ich höre auf, wenn einer kommt, der mich versägt. Zum Glück ist der nicht gekommen«, erklärte der 37-Jährige.
Emotionaler Höhepunkt der Sendung: Schumachers Lieblingsgegner Mika Häkkinen (»Weder Fernando Alonso noch Kimi Räikkönen kommen an ihn heran: Michael ist der Größte«) überreichte dem Kerpener für ihn selbst und seine Kinder Gina-Maria und Mick drei Einräder. Zeit zum Trainieren hat er jetzt ja.
Ein bisschen schwelgte man auch in Erinnerungen. Schumachers Manager Willi Weber erinnerte an die Übernachtungen in der Jugendherberge, die Märchen-Stunde für Eddie Jordan (»Michael kennt die Strecke in Spa« - dort gab er am 25. August 1991 sein Formel-1-Debüt ohne je dort gefahren zu sein ) und diskutierte auch, wer denn nun mehr profitiert habe. »Ich viel mehr von ihm als anders herum«, meinte Schumacher.« Weber gelassen: »Mein Bauchgefühl hat mir damals gesagt: Mein investiertes Geld kriege ich zurück.« Und das sogar noch jetzt nach dem Rücktritt, denn Schumacher verdient auch nach seinem Rücktritt noch Millionen. Also bleibt es doch einiges beim Alten - auch ohne Rennen.

Ein Beitrag von
Oliver Kreth

Artikel vom 30.12.2006