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Zu nervös für den Coup

Handball-Europapokal: Lemgo gewinnt und ist doch raus

Von Hans Peter Tipp
Lemgo (WB). Erwartungsfroh trugen die Bediensteten in der Lipperlandhalle Weihnachtsmützen. Doch auf ein vorgezogenes Festgeschenk warteten sie gestern vergeblich. Handball-Bundesligist TBV Lemgo schied im EHF-Pokals gegen Dünkirchen HB im Achtelfinale aus.

Vor 2358 Zuschauern gewannen die Lipper gestern zwar mit viel Kampf und noch mehr Krampf mit 31:27 (14:16). Das reichte jedoch nicht, um den 30:35-Hinspielrückstand aufzuholen. Sogar zur eigenen Überraschung schalteten die Franzosen den amtierenden Titelverteidiger aus, der das Fehlen von Daniel Stephan und Florian Kehrmann nicht mehr kompensieren konnten.
Der angeschlagene Logi Geirsson stand zwar wieder zur Verfügung, doch wie eng das Personalgerüst der Lipper in dieser Saison ist, zeigte die Reaktivierung des 39 Jahre alten Andre Tempelmeier. Trainer Volker Mudrow hatte Lemgos zuletzt mit acht Treffern in der Oberliga-Reserve aufgefallenen »Mr. Europacup» zurückgeholt.
Trotz dieser moralischen Unterstützung fanden die Lemgoer nie ins Spiel. Übernervös, Überhastet und übermotiviert leisteten sie sich eine Vielzahl einfacher Abspielfehler. Das kostete nicht nur den Rhythmus, sondern 47 Minuten auch immer wieder die Führung. Aus einem 2:1 wurde so ein 2:5-Rückstand, und selbst ein 12:10 (23.) verwandelte sich so in ein 12:14 (27.) und einen 14:16-Pausenrückstand.
Allein ein konzentrierter Torwart Carsten Lichtlein hielt die Gastgeber bis zum Seitenwechsel (14:16) im Spiel: Er wehrte 13 Würfe ab, darunter zwei Siebenmeter. Die Wende schien möglich, nachdem Mudrow Geirsson, Tempelmeier und Zereike gebracht hatte. Der Isländer riss die Offensive mit, Zereike machte hinten wieder dicht, und plötzlich wankten die Gäste. Beim 24:23 (47.) gehörte die Führung wieder dem TBV. Zwei Minuten später war sie auf 26:23 angewachsen. Doch die Franzosen behielten die Ruhe, auch als Lemgo bei 30:26 drauf und dran war, alles wieder gut zu machen. Doch es reichte nicht. Der 31:27-Erfolg war einer der bittersten in der Vereinsgeschichte.
TBV-Tore: Jicha 7, Geirsson 7, Binder 6, Baur 3/1, Mocsai 3, Schwarzer 3, Hallgrimsson 1, Preiß 1
HB-Tore: Ben Aziza 8, Bosquet 3/2, Touati 3, Petrenko 3, Lamon 3, Martily 2, Grocaut 2, Siakam 1

Artikel vom 07.12.2006