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Bronzeplastik
von Johannes
Rau jetzt fertig

Standort ist bislang noch offen

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld/Elmenhorst (WB). Johannes Rau war eine Persönlichkeit, die das Gespräch mit den Menschen suchte, auf sie zuging, an ihrem Leben interessiert war. Und so zeigt den ehemaligen Bundespräsidenten auch die Bronzeplastik, die die frühere Bielefelder Künstlerin Ann Weers-Lacey von ihm entworfen hat (das WESTFALEN-BLATT berichtete) und die nun fertig gestellt ist.

Gestern legte Ann Weers-Lacey in der Werkstatt der Kunstgießerei Wittkamp im schleswig-holsteinischen Elmenhorst letzte Hand an die Plastik. In Überlebensgröße - die Skulptur ist zwei Meter hoch - zeigt sie Johannes Rau, der im Januar diesen Jahres verstarb, stehend, die linke Hand in der Tasche, die rechte mit einer offenen Geste ausgestreckt. »So hatte ich ihn vor Augen. Johannes Rau war ein Mensch, der auch seine Hände benutzte, um sich auszudrücken. Außerdem gehören die Hände für mich zu dem Porträt einer Person dazu«, sagte die 63-jährige, die früher in Bielefeld lebte und heute in Hastings (England) wohnt.
Bereits von mehr als zehn Jahren haben sie den früheren nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten kennen gelernt und seit dieser Zeit immer wieder getroffen, erklärte Ann Weers-Lacey. Auch zu der Familie Delius habe sie häufig Kontakt gehabt und Porträts der Kinder angefertigt. Aus diesem Grund sei die Familie auf sie zugekommen, um die Plastik anzufertigen. Auftraggeber sind Raus Bielefelder Schwiegereltern Eduard und Christa Delius. Wo die 250 Kilogramm schwere Bronzeplastik ihren endgültigen Platz erhält, steht noch nicht fest. Die Entscheidung darüber wird Raus Witwe Christina Delius treffen. Auch wann die Skulptur aufgestellt wird ist nach den Worten der Künstlerin noch unklar.
Um sich ein Bild des Politikers zu machen, so Ann Weers-Lacey, habe sie zahlreiche Fotos studiert. Anhand dieser Eindrücke fertigte sie in ihrem Bielefelder Atelier ein Ton-Modell in Originalgröße an. »Allein dafür habe ich etwa 280 Kilogramm Material verarbeitet«, sagte die Künstlerin.
In Bielefeld stellte Michael Wittkamp, Inhaber der Kunstgießerei in Elmenhorst, eine Negativform des Ton-Modells her. »Davon haben wir dann einen Positiv-Abdruck aus Wachs produziert, wobei die Wachsschicht die gleich Wandstärke hatte wie später die Bronze«, erklärte Wittkamp.
Diese Wachsform wurde in dem Betrieb in Schleswig-Holstein dann in Schamottmasse eingebettet, aus der die eigentliche Gussform entstand. Wittkamp: »Diese wurde im Ofen gebrannt, so dass der Wachs ausgeschmolzen wurde. Der Hohlraum wurde schließlich mit der Bronze ausgefüllt.«
Aus insgesamt sechs Teilen bestand die Plastik zunächst - die beiden Beine, der Rumpf, der Oberkörper, der Kopf und der ausgestreckte Arm. »Diese wurden dann verschweißt«, so Wittkamp. Gestern sind die letzten Arbeiten an dem Abbild abgeschlossen worden, jetzt fehlt nur noch ein Sockel aus Stein, auf dem die Plastik stehen wird. Obwohl sein Unternehmen auf Künstlerarbeiten spezialisiert ist, so Michael Wittkamp, sei dieser Auftrag dennoch etwas Besonderes gewesen. »Eine Plastik von einem Politiker solcher Prominenz, das ist wirklich selten.«

Artikel vom 07.12.2006