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»Keine Wunder erwarten«

Telekom kann Kundenschwund vorerst nicht stoppen

Warb gestern um Geduld: Telekom-Vorstandschef Rene Obermann.

Bonn (Reuters). Die Deutsche Telekom kann ihren Kundenschwund im deutschen Festnetz nach Einschätzung ihres neuen Vorstandschefs Rene Obermann vorerst nicht stoppen. »Wir können keine Wunder erwarten«, baute Obermann gestern in Bonn aus seiner Sicht übertriebenen Erwartungen an die neue Konzernführung vor.
Die Telekom hat allein in den ersten neun Monaten 1,5 Millionen herkömmliche Festnetzanschlüsse verloren. Bei der Vorstellung seiner Strategie zum Stopp der Kundenverluste blieb der Nachfolger des vor drei Wochen zurückgetretenen Kai-Uwe Ricke vage und hielt an den Plänen seines Vorgängers fest. Er wolle nur die Schwerpunkte eventuell anders setzen, sagte Obermann.
Ricke hatte ein Sparziel von fünf Milliarden Euro bis zum Jahr 2010 ausgerufen und mit der Sparten übergreifenden Bündelung von Aufgaben begonnen. »Bis zum Jahr 2010 streben wir erhebliche Einsparungen an, daran geht kein Weg vorbei«, bekannte sich Obermann zu Rickes Plänen. Der Konkurrenz in Deutschland will der neue Konzernchef mit einer engeren Verzahnung von Mobilfunk und Festnetz Paroli bieten. »Wir müssen die einzelnen Kundengruppen besser verstehen und gezielt ansteuern. Besonders in Deutschland werden wir dies aus einer Hand leisten.« Bei der Vorstellung der neuen Führungsriege, die die Strategie ausarbeiten soll, warb Obermann um Geduld. »Das ist keine Aufgabe, die wir in wenigen Monaten bewerkstelligen können.« Auch bei der Ausgliederung von 45000 Service-Mitarbeitern in konzerneigene Gesellschaften soll es bleiben. Die Telekom will im Januar mit den Gewerkschaften über Lohnsenkungen sowie verlängerte und flexiblere Arbeitszeiten verhandeln. Als Alternative hatte der scheidende Personalvorstand Heinz Klinkhammer eine Auslagerung an andere Unternehmen genannt. »Deutschland ist unser größter Markt und unsere größte Herausforderung zugleich«, sagte Obermann. Im DSL-Geschäft müsse der Marktanteil ausgebaut werden.

Artikel vom 07.12.2006