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Ehrenamt im Alter belohnt
Architekt gründet Stiftung und baut ein mietkostenfreies Seniorenheim
Engagierte Senioren erhalten kostenfreie Wohnheimplätze: Diese Idee setzt der Architekt Helmut Zeibig im niedersächsischen Rietze (Kreis Peine) in die Tat um.
Der 79 Jahre alte Bauherr hat vor gut einem Jahr die Helmut-Zeibig-Stiftung gegründet - und das besondere Altenheim entworfen. Inzwischen ist das Projekt, das Schule machen könnte, im Bau. Voraussetzung für einen mietkostenfreien Lebensabend in einem der 20 Zimmer ist allerdings ein langjähriges ehrenamtliches Engagement.
»Es gibt so viele Menschen, die zum Beispiel in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv sind, ihr Leben riskiert haben, und an die keiner denkt«, erläutert Zeibig die Kernaussage der Stiftungssatzung. Viele von ihnen seien mittellos, vielen ginge es im Alter nicht so gut wie ihm selbst. Etwa eine halbe Million Euro hat der gebürtige Berliner in das Projekt investiert.
Mit Industriebauten und Massivhäusern hat der Architekt sein Geld verdient. Da er alleinstehend ist und seine Schwester bereits vor vielen Jahren starb, habe er überlegt, was einmal mit seinem Geld geschehen soll. »Das Stiftungskonzept hat mir gefallen und Bauen liegt mir nun mal am nächsten«, erklärt der 79-Jährige seine Idee. So entwarf er kurzerhand das Stiftungshaus direkt neben seinem eigenen Grundstück, idyllisch im Grünen gelegen.
Die ersten von etwa 20 Rentnern sollen bereits im Sommer 2007 einziehen. Wer eines der 22 Quadratmeter großen Zimmer mit Bad bekommt, entscheiden Stiftungsvorstand und Beirat. Das Wohnen ist für sie kostenfrei. Lediglich Strom, Wasser und Gas müssen die Senioren selbst zahlen.
Gemeinschaftsräume und Küchen sollen den sozialen Kontakt fördern. »Eine Betreuung gibt es nicht, schließlich wollen wir keinen Heimcharakter«, betont der Stiftungsgründer. Die Senioren-Anlage biete keinen Luxus, grenzt dafür aber an ein Landschaftsschutzgebiet. Und das Grundstück ist groß genug, um dort Pflanzen zu pflegen oder ein paar Tiere zu halten.
»Das ist eine besondere Form der Wertschätzung, die dem Ehrenamt entgegen gebracht wird«, sagt Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen mit Sitz in Bonn. Das Konzept ist von vielen Seiten begeistert aufgenommen worden. Ein ähnliches Projekt sei ihr bundesweit bislang nicht bekannt. Nach seinem Tod will Helmut Zeibig auch sein Wohnhaus zur Verfügung stellen. Damit würde Platz für acht weitere Senioren geschaffen. Petra Sandhagen (dpa)

Artikel vom 16.12.2006