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Nur der Jubilar war sauer

Bayern bejubelt Platz eins - Kahn ärgert das Gegentor

München (dpa). Uli Hoeneß und alle anderen Bayern waren mächtig stolz auf den Gruppensieg, nur Wüterich Oliver Kahn hätte nach seinem 100. Champions-League-Spiel am liebsten die ganze Allianz Arena auseinander genommen.

Der Gegentreffer zum 1:1 (0:0) in der Nachspielzeit gegen Inter Mailand hatte aber nicht nur dem Kapitän das Jubiläum gründlich verdorben, sondern auch eine große Schwachstelle des Bayern München aufgedeckt. »In der nächsten Runde ist das fatal, wenn Du am Ende zu Hause so ein Gegentor bekommst. Wenn Du so was aber raus hast, bist Du eine Super-Mannschaft«, brachte es Bayerns Vorkämpfer auf den Punkt.
Zwar konnten die Münchener den Ausgleich nach dem Weltklasse-Tor von Roy Makaay (62.) durch Patrick Vieira kurz vor dem Schlusspfiff dieses Mal noch als Schönheitsfehler abtun, doch in der K.o.-Runde könnte so eine Unkonzentriertheit das Aus bedeuten. »Das ist ganz klar ein Problem, das wir lösen müssen«, betonte Trainer Felix Magath, der »gelassen« der Auslosung am 15. Dezember entgegen blickt. Hier drohen hochkarätige Gegner wie FC Barcelona oder Real Madrid. »Aus dem 1:1 müssen wir lernen für das Achtelfinale und Viertelfinale, denn dort werden die Gegner etwas schwieriger sein«, warnte Abwehrspieler Daniel van Buyten.
Kahn vermisst bei seiner Mannschaft in dieser Saison »das allerletzte Quäntchen Disziplin« und wurde in den späten Lehrminuten gegen Mailand in seiner Einschätzung bestätigt. Erst vereitelte er an einem weitgehend beschäftigungslosen Jubiläums-Abend mit einer Glanzparade gegen Fabia Grosso den Ausgleich, doch beim Nachschuss von Vieira war er geschlagen. Als dann ein phlegmatischer Sebastian Deisler wenige Sekunden später auch noch einen Bayern-Freistoß direkt in die Füße eines Gegenspielers spielte, platzte dem Bayern-Kapitän endgültig der Kragen. »Olli war wild wie immer in solchen Situationen. Aber ich verstehe ihn. Er sagt, wenn man Ziele auf höchstem Niveau erreichen will, darf man einfach 95 Minuten keine Fehler machen«, sagte Hoeneß über den Jubilar, der wenig später wortlos und mit immer noch dickem Hals aus dem Stadion abdampfte.
Die Bayern sind als einzige deutsche weiter im großen Geschäft und dürfen sich über einen dicke Überweisung freuen: 30 Millionen Euro haben sie sicher. Bremen kommt auf 20 Millionen, dem Hamburger SV bleiben auch immerhin noch 17 Millionen.

Artikel vom 07.12.2006