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»Wir brauchen Verrückte«

Vorreiter: Handballkreis Bielefeld-Herford bringt den Sport in die Schule


Von Alexander Grohmann
Bielefeld (WB). Rolf Hermann könnte glatt neidisch werden: »Ich hatte diese Voraussetzungen früher leider nicht«, blickt das Bundesliga-Ass des TuS N-Lübbecke auf das Pilotprojekt des Handballkreises Bielefeld-Herford, seine Trainer künftig in die Schulen zu schicken, um für den Handballsport zu begeistern.
Voraussetzung für den Zusatz-Unterricht mit Handball-Schwerpunkt ist die Offene Ganztagsschule. In sieben Bielefelder Lehreinrichtungen sind qualifizierte Handballtrainer schon im Einsatz. Angelegt ist das »Experiment«, das von der Sparkassen-Stiftung mit insgesamt 75 000 Euro unterstützt wird, zunächst auf drei Jahre. Die restlichen Kosten für die Übungsleiter werden aus dem Budget der Schulen entnommen.
Dr. Ulf-Peter Schroeder, Vorsitzender des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck, stellte die ehrgeizigen Pläne des Handballkreises Bielefeld-Herford im Energie-Forum in Bad Oeynhausen im Beisein von den Bundesliga-Trainern Richard Ratka (GWD Minden), Jens Pfänder (TuS N-Lübbecke) sowie den Spielern Arne Niemeyer (GWD) und Rolf Hermann (TuS N-L) vor. Eingeladen hatte das »OWL Zentrum Sport & Gesundheit«.
Der Unterricht in den Schulen sei nur ein Baustein der erfolgreichen Talentförderung des Verbandes. »Wir sind als einer der wenigen Handballkreise, dessen Mitglieder-Entwicklung nach oben zeigt«, betont Schröder, der diesen Trend »auf unsere gezielten Maßnahmen« zurückführt. Die zukunftsgerichtete Nachwuchsarbeit beinhalte u.a. die verstärkte Talentförderung im B- und C-Juniorenbereich mit einem Handball-Camp im Herbst, zu dem die besten 50 Spieler eingeladen würden, und einen Ausbildungs-Workshop für Jugendtrainer. Das Augenmerk auf den Übungsleitern ist dabei fast noch höher. Denn sie sind das A und O erfolgreicher und nachhaltiger Jugendarbeit. »Man kann als Verein nur vernünftiges Training anbieten, wenn dafür auch die Trainer da sind«, weiß GWD-Rückraumspieler Arne Niemeyer, aus eigener Erfahrung.
Neben dem Schulprojekt, mit dem der Handballkreis Bielefeld-Herford Vorreiter in Deutschland ist, schwebt Schröder »Aufstieg« zum Landesleistungsstützpunkt vor. »Wir sind der erfolgreichste Handballkreis in Ostwestfalen-Lippe und haben in Bielefeld attraktive Möglichkeiten«, wirbt er. »Wir sind in der Lage, Spieler bis in den Spitzenbereich zu fördern.« Auch weil die Verantwortlichen an verschiedenen Stellen engagiert arbeiten würden - so wie Dr. Schroeder selbst. »Wir brauchen Verrückte«, schmunzelt der.
NettelstedtsCoach Jens Pfänder, zugleich DHB-Bundeslehrwart, sieht das Geheimnis nachhaltiger Jugendarbeit wie Schröder in der qualifizierten Ausbildung der Trainer. Deshalb arbeite man an einer neuen C-Lizent für Übungsleiter im Nachwuchsbereich. »Für diese Lizenz müssen nicht viele Stunden absolviert werden, aber es wird ausreichend Wissen vermittelt«.

Artikel vom 07.12.2006