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Kein Freund
des Hallenkicks

Petr Gabriel und der Prager Schotter

Von Thomas Kiso
Bielefeld (WB). Auf den Nachwuchs seines Arbeitgebers kann Petr Gabriel nicht setzen, denn der DSC Arminia wird bei den Minikicker-Kreismeisterschaften des Fußballkreises Bielefeld/Halle keine Mannschaft ins Rennen schicken. Aber natürlich drücke Arminias Profi der Spvg. Steinhagen die Daumen, wie er am Rande der gestrigen Gruppenauslosung verriet.

Im Schnapsdorf hat der Tscheche eine neue Heimat gefunden und sich gut eingelebt. Seit den Sommerferien jagen seine fünfjährigen Zwillinge Adam und Simon am Cronsbach dem Fußball nach. Das erste Hallenturnier konnte der Talentschuppen gleich für sich entscheiden. »Ein schöner Erfolg«, freut sich der nach dem Profi-Training passend zum Endspiel eingetroffene Papa stolz.
Gabriel fing erst mit acht Jahren mit dem Kicken an. Der Spätstarter, der sich von den Straßen Prags bis in die Vorzeige-Mannschaft der Stadt kämpfte, Sparta Prag. Sein robuste Spielweise verleiht der Arminia seit drei Jahren Sicherheit in der Defensive. Die vergangene Spielzeit allerdings würde Gabriel wohl lieber aus seinem Gedächtnis streichen. Eine hartnäckige Knieverletzung ließ Bielefelds Nummer 4 während der gesamten Hinrunde nur zuschauen. Danach hatte Trainer Thomas von Heesen bloß noch einen Platz auf der Reservebank frei.
Doch Gabriel biss sich durch. So wie er es auch mit der aktuellen Blessur hält. Anders als erste Meldungen es besagten, konnte Gabriel Anfang dieser Woche schon wieder trainieren. Der Kämpfer gibt sich für das Gastspiel bei Hannover 96 verhalten optimistisch: »Unsere medizinische Abteilung bekommt das hin. Vielleicht stehe ich Samstag schon wieder auf dem Platz.«
Bei der Übertragung der Hallen-Turniere werden ihn seine Fans vergeblich im DSC-Aufgebot suchen. Komplizierte Verletzungen in der Vergangenheit am Knie und der Achillessehne bringen dem Berufsfußballer »keine Lust« auf den Indoor-Kick. So hat sich kaum etwas verändert. »Hallenturniere gab es für uns nicht. Wir haben immer auf Schotter gespielt und sind dann schmutzig nach Hause«, erinnert sich der 33-Jährige mit einem Grinsen.
Das Grinsen vergeht ihm allerdings, wenn die aktuelle Trainerdiskussion einsetzt. Der Verbleib Thomas von Heesens scheint alles andere als sicher. »Natürlich wäre es schön, wenn der Trainer bliebe. Die Mannschaft denkt aber nicht daran. Der Verein muss seine Aufgabe lösen, und wir Spieler müssen unsere Aufgabe lösen, also in Hannover Punkte holen.«
Rund eineinhalb Jahre hat der Hüne noch Vertrag in Bielefeld. Bei der Spvg. Steinhagen ist man von dem sensiblen Familienvater sehr angetan. Gabriels Erfahrungen als Coach oder Betreuer für den Nachwuchs zu nutzen, darauf wird man am Cronsbach indes vergeblich hoffen. »Ich habe nichts gegen Steinhagen oder Bielefeld. Ich bin aber bald mein achtes Jahr im Ausland. Tschechien ist meine Heimat«, zieht es den Ex-Nationalspieler zurück.
Ob seine Söhne dann auch den staubigen Weg des Prager Straßenkickers hin zu einer Profikarriere einschlagen können? »Man wird sehen, ob sie Fußball spielen wollen. Mir ist wichtig, dass die beiden Spaß haben.« Eine geeignete Position für Gabriel junior wüsste der Verteidiger auch schon: »Sturm - hinten habe ich mir ja auch keinen Namen gemacht . . .«

Artikel vom 07.12.2006