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Denken geht »nach vorne«

Arminias U 19 beschließt Bundesliga-Hinrunde auf Platz vier

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Imponierende Fakten: Neben dem DSC Arminia schaffte es in der A-Junioren-Bundesliga West lediglich der aktuelle Spitzenreiter TSV Bayer 04 Leverkusen, seine Heimspiele ohne Niederlage zu beenden. Mit 32 erzielten Treffern in 13 Durchgängen stellt die Mannschaft von Christian Böers (»Wir haben eine ideale Saison gespielt«) die drittstärkste Offensive Deutschlands! Lediglich der SV Werder Bremen (47) in der Nord/Nordost-Staffel und eben Leverkusen (35) zielten besser.

Nach Beendigung der Hinrunde lässt sich getrost festhalten: Das Saisonziel ist vorzeitig erreicht! Böers' Vorgabe lautete Klassenverbleib. Bei komfortablen 19 Zählern Vorsprung auf Abstiegsplatz zwölf müsste in der zweiten Halbserie schon viel passieren, um die starken Almbuben noch aus der Bahn zu werfen.
»Dass wir zum jetzigen Zeitpunkt so gut stehen würden, damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet,« bekennt Böers angesichts der im Sommer noch spürbar präsenten Negativerfahrungen aus der Vorserie, als die U 19 erst im Schlussspurt knapp dem Abstieg entrinnen konnte.
Der frische Jungjahrgang, der überwiegend die Stammformation bildet, machte so manches wett. In diesem Sog steigerten sich Leute wie Christian Santos oder Ihsan Kalkan. »Wir haben das Wort Teamgeist mit Leben gefüllt, nicht nur durch Ansprachen,« sieht Böers seine Arbeit und die von Co-Trainer Andreas Knetter bestätigt. »In verschiedenen Trainingsformen haben wir den Spielern vor Augen geführt, was passiert, wenn einzelne versuchen, ihr eigenes Ding zu drehen. Das hat wohl manchem die Augen geöffnet«. Böers' Credo: »Das Team muss sich auch als solches begreifen.«
Eine »Inizialzündung« war für ihn rückblickend nach schleppendem Beginn neben dem ersten Saisonsieg gegen Wattenscheid der 3:2-Streich in Bochum. »Da haben wir einen 0:2-Rückstand noch mit einer Energieleistung gedreht,« erinnert Christian Böers an die erfolgreiche Aufholjagd mit Toren von Haeder, Turhan und Bas. »Anschließend war das Gefühl da: Wir können deutlich mehr.«
Am Mittwoch zog jeder Spieler im Mannschaftskreis ein individuelles Saisonfazit, gestern ließen die Trainer ihr eigenes Resümee folgen; ohne jede Euphorie. »Wir sind nicht so vermessen, dass wir behaupten, wir stehen auf einer Stufe mit Leverkusen, Schalke, Dortmund oder Gladbach. Erstmal gilt es, das Gezeigte zu stabilisieren und über einen längeren Zeitraum zu bestätigen.«
Trotz überwiegend guter Vorstellungen bieten sich Böers noch ausreichend Ansatzpunkte zur Verbesserung; insbesondere im Defensivverhalten des Mittelfeldes. »21 Gegentore sind zu viel. Im Spiel gegen den Ball müssen wir sicherer und stabiler werden.« Auf der anderen Seite berge die stets offensive Aufstellung natürlich ein gewisses Risiko. »Wir denken und spielen halt nach vorne.«
Arminias Trumpf für die Rückrunde: »Wir haben alle Spitzenteams auswärts gespielt. Ob Leverkusen, Schalke, Dortmund - die müssen alle noch zu uns,« schmunzelt Böers.
Ehe die DSC-Truppe - wie gestern berichtet ohne die Abgänge Lennard Warweg und Philip Herbold - ihr Vorhaben für die Rückrunde neu ausrichtet und formuliert, möchte der DSC-Coach das Erreichte »sacken lassen. Die Jungs sollen Abstand gewinnen und gedanklich nicht so viel in Fußball investieren.«
Mit vier Ausnahmen. Denn dass die überdurchschnittliche Bielefelder Talentschmiede der Jahrgänge 1989 und 1988 den DFB-Sichtern nicht verborgen geblieben ist, zeigen diverse Einladungen zur Nationalmannschaft. Abwehrmann Maik Rodenberg hat bereits zwei Länderspiele gegen die Türkei hinter sich und darf sich - so ließ U 18-Bundestrainer Horst Hrubesch verlauten - als »gesetzt« fühlen für das Wintertrainingslager Anfang Januar in Katar. Am kommenden Wochenende werden auch DSC-Kapitän Michael Hohnstedt (U 19, Bad Blankenburg), der achtfache Torschütze Matthias Haeder und Keeper Niklas Hartmann (beide U 18, Schöneck) für kontinuierlich gute Leistungen belohnt, wenn sie zu Nachsichtungslehrgangängen der deutschen Nationalmannschaft fahren. Die Wüste lockt . . .
Die DSC-Torschützen der Hinserie: Matthias Haeder (8), Jeffrey Addai (5), Christian Santos (5), Altan Arslan (4), Olcay Turhan (3), André Kording (2), Ihsan Kalkan (2), Suad Bas (1), dazu zwei gegnerische Eigentore.

Artikel vom 08.12.2006