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»Wer kauft
denn soviel
Fußball?«

Alternative Radsport

Der Bielefelder Rainer Sprehe (Foto) ist Inhaber des Bielefelder Covadonga-Verlages, den er im Herbst 2002 als Verlag für Radsportliebhaber gründete.
Hat sich im bücherreichen WM-Jahr 2006 die Akzeptanz von Sportliteratur geändert?Rainer Sprehe: Natürlich war ich bei hochsommerlichen Spaziergängen durch die Buchhandlungen doch ein wenig überrascht, wie viele Fußballbücher anlässlich der WM tatsächlich erschienen sind: Ohgottogott, so viele Fußballbücher - wer soll die denn alle kaufen? Bei dem permanenten Grillwetter leider vorerst kaum einer.
An der Akzeptanz des Sportbuchs hat auch der WM-Sommer 2006 nichts geändert: Zwar sind dank der Vielzahl der Neuerscheinungen auch mehr richtig gute Sportbücher auf den Markt gekommen. Als »richtige« Literatur aber gelten sie weiterhin nicht. Das deutsche Feuilleton reagiert auch trotz WM-Fieber auf Sportbücher zumeist mit ähnlichen Reflexen wie auf Kochbücher - irgendwo zwischen Ver- und Missachtung.

Wie schätzen Sie die Situation auf dem Sportbücher-Markt nach der WM ein?Sprehe: Der »Stau« in den meisten Sportbuchabteilungen hält an, und es dürfte noch weit bis in das kommende Jahr hinein dauern, bis er sich allmählich auflöst. Vorerst beanspruchen noch viele unverkaufte WM-Bücher einiges an Platz und machen allen Novitäten das Leben halt ein wenig schwerer.

Auf welche Titel setzen Sie im Weihnachtsgeschäft und in den nächsten Wochen?Sprehe: Erstens auf aktuelle Neuerscheinungen wie »Tour de Farce« von Paul Kimmage oder die Autobiografie des Stundenweltrekordlers Graeme Obree.
Zweitens auf die Bücher, die das ganze Jahr über richtig gut gelaufen sind. Zum Beispiel »Quäl dich, du Sau« von Udo Bölts und - aus unserer Reihe humoristischer Reiseerzählungen -Êdas etwas andere Pilgerbuch: »Zwei Esel auf dem Jakobsweg« von Tim Moore.
Und drittens auf die Bücher, die traditionell als Geschenk besonders gut ankommen - sei es der satirische Tour-de-France-Selbstversuch »Alpenpässe und Anchovis« oder »Rennfahrerblut ist keine Buttermilch«, das Buch der Radsportzitate von Andreas Beune.

Artikel vom 09.12.2006