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Mordserie in
Russland
reißt nicht ab

Manager erschossen

Moskau (dpa). Die Serie mutmaßlicher Auftragsmorde in der russischen Wirtschaft reißt nicht ab: Letztes Opfer ist Alexander Samoilenko, Direktor einer Gasfirma in Samara an der Wolga, der am Montagabend erschossen wurde.
Alexander Samoilenko habe als Direktor des Unternehmens Itera- Samara und als Chef von Avtovazenergo gearbeitet, einer Tochter des Autokonzerns Avtovaz. Das teilte die Staatsanwaltschaft der Großstadt Samara 850 Kilometer südöstlich von Moskau gestern mit.
Ein Unbekannter habe von einer Leiter aus auf den Firmenhof von Itera-Samara geschossen, als Samoilenko in seinen Wagen stieg. Der Manager sei von sieben Kugeln getroffen worden. Die Umstände der Tat deuteten auf einen Auftragsmord hin, erklärte ein Justizsprecher.
Nach Schätzungen russischer Medien ist die Zahl der Auftragsmorde wieder so hoch wie in den 1990er Jahren, als bei der umstrittenen Privatisierung von Staatseigentum viele Konflikte blutig gelöst wurden.
Unbekannte erschossen im Oktober in Moskau die kritische Journalistin Anna Politkowskaja. Außerdem fielen der Vizechef der Zentralbank, Andrej Koslow, und zwei weitere Bankmanager Anschlägen zum Opfer. Viele Beobachter verbinden die steigende Zahl der Morde mit Verteilungskämpfen vor dem Ende der Amtszeit von Präsident Wladimir Putin 2008.
Auch die Energiebranche wurde mehrfach von Anschlägen getroffen. Itera-Samara gehört zu Russlands zweitgrößtem unabhängigen Gasproduzenten, Itera. Avtovaz und andere Autofirmen wurden in diesem Jahr im Auftrag des Kremls vom Rüstungskonzern Rosoboroneksport übernommen, um die Kapazitäten der russischen Autoindustrie zu bündeln.
Der Mord am Vize-Chef der russischen Zentralbank, Andrej Koslow, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft aufgeklärt. Drei festgenommene Männer gestanden deren Angaben zufolge, den 41-Jährigen im September im Auftrag eines Unbekannten erschossen zu haben.
»Das Verbrechen gilt als gelöst«, sagte Generalstaatsanwalt Juri Tschaika gestern. Der Hintergrund des Mordes blieb derweil ungeklärt. Koslow war bei Russlands Notenbank für die Reform der undurchsichtigen Bankenbranche zuständig und hatte zuletzt zahlreiche kleine Institute schließen lassen, denen Geldwäsche vorgeworfen wird. Leitartikel

Artikel vom 06.12.2006