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Die fast perfekte
Gerry-Baskets-Show

Paderborner Premiere in Halle endet mit Niederlage

Von Hans Peter Tipp
Halle (WB). Neue Umgebung, das alte Lied: Auch im Gerry-Weber-Stadion in Halle ereilte die Paderborn Baskets das inzwischen bekannte Schicksal: Wieder brachten sie einen Vorsprung gegen ein großes Team der Liga nicht ins Ziel. Dieses Mal triumphierten die Telekom Baskets Bonn mit 61:57 (25:26).

Baskets-Trainer Douglas Spradley konnte die Komplimente der gegnerischen Seite, dieses Mal vom Ex-Europameister Michael Koch (Trainer Bonn) nicht mehr hören: »Für mich war es ein Spiel wie so viele andere in dieser Saison: lange mitgehalten, und am Ende hat es nicht gereicht.« Und so flossen am Ende fast Tränen.
Doch die Baskets-Show im ostwestfälischen Sportpalast passte. 4500 Zuschauer sorgten für einen neuen Besucherrekord unter den Körben der Region, und die Paderborner starteten ohne Lampenfieber in die Partie. Zwar ging der Gast, der mehrfache deutsche Vizemeister aus Bonn, schnell 3:0 in Führung, doch den ersten Feldkorb erzielte ein Paderborner.
84 Sekunden waren gespielt, da setzte sich Jordan Collins, der 2,06 Meter große Center der Gastgeber, mit seiner ganzen Kraft durch und tippte den Ball in den 3.05 m hohen Korb. Wenig führte Paderborn 4:3, und dann war der Kleinste erstmals an diesem Tag der Größte. Tim Black, 1,76 m großer »Mini-Basketballer« mit Turboantrieb, narrte auf seinem Weg zum Korb die gesamte Gegnerschaft und schloss zum 6:3 (3. Minute) ab. Das Eis war gebrochen, fortan wurde aus der Gerry-Weber-Halle eine »Gerry-Weber-Hölle«, und niemand vermisste das Paderborner Sportzentrum.
»Pa-der-bor-orn - Pa-der-bor-orn«: Wie das Zusammenspiel zwischen Baskets-Fanclub und dem Block G lief es plötzlich auch auf dem Feld. Bonn führte nach dem ersten Viertel 16:14, doch dann übernahmen die Hausherren, die sich immer wohler fühlten, auch auf dem Feld das Kommando.
Bis zum Seitenwechsel zauberten die Paderborner nun, dass es eine Freude war - und das in einer Besetzung, die in dieser Saison noch nie zusammengespielt hatte: Mit Tim Black, Sergerio Gipson und Lamar Hurd wirbelten drei Kleine, und neben Center Jordan Collins kam Nachwuchsmann Christoph Hackenesch zu überraschend viel Spielzeit.
Fünf Minuten blieb Bonn ohne Punkt, die Baskets hingegen trafen nun gegen eine Raumdeckung auch aus der Distanz. Und am Ende der ersten Halbzeit spielten die Baskets perfekt die Zeit herunter: Die Uhr auf Null, der Ball im Korb - besser ging es nicht. 35:26 zur Pause - die höchste Führung.
»Wenn keine Mannschaft offensiv den Rhythmus findet, muss man in der Verlängerung ein Level höher gehen«: Das empfahl Bonns Trainer Koch in der Kabine seinen Spielern, und die setzten die härtere Gangart um. Nun schwächelten die Paderborner und blieben fünf Minuten korblos. Doch nach 40:40-Gleichstand erlöste ein Dreier ihres Besten, Tim Black (insgesamt 12 Punkte), die Blockade Mit einer 48:40-Führung ging es ins letzte Viertel. Doch dann schien der Korb erneut wie zugenagelt: Sieben Minuten lang probierten und versuchten die Paderborner vieles - aber nichts gelang.
Und doch hätte alles gut ausgehen können: Als von der Bonner Ersatzbank eine Mineralwasserflasche auf das Feld rollte, nutzten die Paderborner die Strafe (zwei Freiwürfe plus Ballbesitz) nur halb. Besser machten es die Gäste, die die unmittelbar folgende Konzessionsentscheidung - ein so genanntes unsportliches Foul - mit fünf Punkte nutzten. 53:56 - das war die Vorentscheidung. Am Ende hieß es 57:61, und auch die Baskets-Spieler hatten das Gefühl, diese Situation zu oft erlebt zu haben: »Das ist frustrierend«, meinte Tim Black: »Was uns fehlt, ist dieser eine Sieg. Aber wir müssen weiter daran arbeiten, diese Hürde zu nehmen. Wenn uns das gelingt, ist mir nicht bange.«

Artikel vom 11.12.2006