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Reise durch die Geschichte der Gospels

Übervolle Kirche beim traditionellen Weihnachtskonzert - Wiedersehen in Eckardtsheim

Von Gustav-Adolf Lent
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). »I will follow him«: Diesen Song aus dem Film »Sister Act« könnte man auch auf den VHS-Gospelchor Sennestadt beziehen. Denn nun schon seit 18 Jahren erhalten die Sänger und der rührige Leiter Josef Behrens großen Zuspruch. Aktuell besteht der Chor aus 60 Aktiven - und die folgten am Dienstagabend beim Konzert in der Jesus-Christus-Kirche jedem Wink ihres Dirigenten mit spürbarem Enthusiasmus.

Leider sind für den künstlerischen Leiter durch strukturelle Veränderungen bei der Volkshochschule zusätzliche planerische und organisatorische Belastungen entstanden, die seine so wichtige Arbeit erschweren.
Doch davon war im traditionellen Weihnachtskonzert nichts zu spüren. In dem übervollen Gotteshaus ließen sich die begeisterten Zuhörer mitnehmen auf eine interessante Reise durch die Geschichte der Gospel-Songs. Ursprünglich ureigenes Liedgut der Sklaven, entwickelt sich heute eine eigenständige »weiße« Gospelmusik mit Swing- und Jazzelementen, die von Schweden auf Deutschland überschwappte.
Josef Behrens, der auch hervorragend Klavier spielt, hatte eine Reihe von neuen Titeln - die meisten selbst arrangiert - ins abwechslungsreiche Programm übernommen. Er selbst ist der rhythmische Motor, der seinen Chor so motiviert und begeistert, dass eine musikalisch überzeugende Leistung erreicht wird. Daher ist es auch nicht erstaunlich, dass sich die Zahl der anfangs 20 Sänger verdreifacht hat.
Das Programm umfasste neben traditionellen Liedern wie »He's got the whole world«, »I'm gonna ride«, »My Lord what a morning« und »Gimme that old time religion« auch afrikanische Lieder wie »Freedom is coming« und »Sya hamba« in einfacher Melodik und Harmonik. Hier, wie auch in anderen »A Capella-Stücken«, zeigte der Chor seine Fähigkeit, ohne Begleitung klangschön und akzentuiert zu singen.
Auch das Publikum ließ sich bei »Jesus is my salvation« willig als Begleitchor mit »Dab da da..« ins Konzert einbinden und versäumte keine Gelegenheit, seine spontane Freude und Zustimmung durch Beifall zu bekunden. Das Programm - von verschiedenen Chormitgliedern begleitend moderiert - zeigte mit »Lord I want to be a Christian«, dass sogar ein dezenter Dreiviertel-Takt für einen Gospel-Song möglich ist.
Besondere Höhepunkte des Abends waren die Solo-Auftritte von Andreas Hilpert (Tenor), Michaela Loizenburger (Sopran) und Michael Schreber mit der Bluesharp (Mundharmonika). Während die helle Tenorstimme Hilperts in »It's me my Lord« mit deutlicher Diktion zu hören war, ließ besonders der voll klingende Mezzo-Sopran von Michaela Loizenbauer in »Body and soul« aus einer Gospel-Messe von Mayerhofer aufhorchen.
In einem Gospelkonzert ungewohnte Klänge entlockte Michael Schreiber seinen Bluesharps in »Stormy weather« zusammen mit Josef Behrens am Klavier. Alle drei Solisten vereinigten sich bei »Swing low« zu einem wohlklingenden Terzett. Nach dem Ohrwurm »Open up wide« beendete der Chor die Präsentation seines Halbjahres-Programms mit den Weihnachtsliedern »Let it snow« und dem Klassiker »Silent night«. Die begeisterten Zuhörer erklatschten sich als Zugabe noch »It's a birthday« und dürfen sich am Wochenende auf ein Wiederhören auf dem Weihnachtsmarkt in Eckardtsheim freuen.

Artikel vom 07.12.2006