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Schokolade -Êdie schöne Kunst

Weinrich Marktführer bei Bio-Schokolade -Ê Hochregallager geplant

Von Bernhard Hertlein
Herford (WB). Als Nachfahre eines Heiligen, der es mit Kindern und Erwachsenen gut gemeint hat, verteilt der Sankt Nikolaus heute nicht irgendeine Schokolade. Bio- und Transfair-Zeichen sind das Mindeste, worauf er achtet. Viele füllen ihre Säcke bei der Schokoladenfirma Weinrich in Herford ab.

Weinrichs Marke »Vivani« ist die Nummer 1 unter den deutschen Bioschokoladen. Auch bei Transfair, wo das Siegel sicherstellt, dass die Kakaobauern in Afrika, Südamerika und Asien nicht übers Ohr gehauen werden, rangieren die Ostwestfalen ganz vorn. Die Zuwächse in beiden Bereichen von jährlich 15 Prozent rechtfertigen nach Aussage des geschäftsführenden Gesellschafters Cord Budde jun. den höheren Aufwand.
Inzwischen erzielt Weinrich 30 Prozent des Umsatzes mit Schokoladen, die mindestens ein Siegel -ÊBio oder Transfair -Êtragen. Kein Wunder, dass auch ein Großteil der Innovationskraft in diese Bereiche fließt. Neben neuen Geschmacksrichtungen wie Schokolade mit Chilli, Pfeffer, Bitterlemon und Ingwer, die demnächst in die Geschäfte kommen, zählt dazu auch die Verpackung. Die Bilder auf den Vivani-Tafeln stammen von der in Castrop-Rauxel wohnenden Künstlerin Annette Wessel. In diesem Jahr organisierte das Kölner Schokoladen-Museum eine Sonderausstellung. Aktuell gibt es dort, wo man Vivani kaufen kann, auch einen Kalender mit Werken der Künstlerin (Preis: 14,90 Euro).
Allgemein geht der Geschmackstrend weiter zu den bitteren Schokoladen mit Kakao-Anteilen bis 85 Prozent. Weinrich vermarktet sie größtenteils unter »Noir«. Eine neue Partnerschaft mit Ruta in der litauischen Kleinstadt Siaulini führt im Februar 2007 zu einem neuen Produkt: In kleinen Bio-Schokolinsen steckt eine halbe Kaffeebohne. Wird das Produkt angenommen, sollen weitere Linsen mit Haselnuss- und Mandelfüllung folgen.
Die ständige Innovationsbereitschaft wird von den Kunden honoriert. In vier Jahren hat sich der Umsatz verdoppelt. Daran hat auch der Discounter Lidl seinen Anteil, den Weinrich mit guter, aber herkömmlicher Schokolade beliefert. Wegen der gestiegenen Herausforderungen an die Logistik investiert Budde 2007 etwa 7,5 Millionen Euro in ein neues Hochregallager mit 5500 Palettenstellplätzen. Zugleich entsteht zusätzlicher Raum für die Produktion, die zuletzt 2004 in großem Maß aufgestockt worden ist. Mit der neuen Investition erreicht Weinrich allerdings das Ende dessen, was am jetzigen Standort unweit der Herforder Innenstadt an Erweiterungen möglich ist.
Nicht ganz nach dem Geschmack des Herforder Schokoladenherstellers war 2006 der lange warme Sommer. Er hat in den ersten beiden Quartalen des Geschäftsjahres 2006/08 zu einem zehnprozentigen Rückgang geführt. Ein Teil konnte durch das gute Exportgeschäft vor allem in England und den Niederlanden ausgeglichen werden. Russland, früher ein Hauptmarkt, hat seit der Währungskrise seine Bedeutung eingebüßt.
Nikolausfiguren stellt Weinrich selbst nicht her. Die Reutlinger Firma Klett nutzt allerdings die Bio-Schokolade aus Herford für ihre Nikoläuse. Das Gleiche tun Gepa (Wuppertal) für seine Weihnachtskalender und die Firma Schulte in Borgholzhausen für den Schoko-Überzug ihrer Lebkuchen.

Artikel vom 06.12.2006